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consciousnessconscientia (lat.); conscience (fr.); Bewusstsein (ger.)

  • The ability of an organism to imagine itself, things and processes of its environment as well as abstract relations in the form of symbolic representations and conceptual operations and henceforth to think of alternative options of behaviour. (HWB)
    consciousness
    1689
    Consciousness is the perception of what passes in a man’s own mind
    Locke, J. (1689/1700). An Essay Concerning Human Understanding (Oxford 1979): 115 (Book 2, Chap. 1, §19).
    1714
    la Conscience, ou la connoissance reflexive de cet état interieur
    Leibniz, G.W. (1714). Les principe de la nature et de la grâce, fondés en raison (Philosophische Werke, Frankfurt/M. 1996, 1, 414-438): 420.
    1720
    Wir sind uns bewust. Daran kan niemand zweiffeln / der nicht seiner Sinnen völlig beraubet ist: und wer es leugnen wolte / derjenige würde mit dem Munde anders vorgeben / als er bey sich befindet / könte auch bald überführet werden / daß sein Vorgeben ungereimet sey. Denn wie wolte er mir etwas leugnen / oder in Zweiffel ziehen / wenn er sich nicht bewust wäre? Wer sich nun aber bewust ist / derselbige ist. Und demnach ist klar / daß wir sind.
    Wolff, C. (1720). Vernünfftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, 2 Bde.: I, 1f.
    1753
    conscience de leur existence actuelle
    Buffon, G.L.L. (1753). Discours sur la nature des animaux (OEuvres philosophiques, Paris 1954, 317-350): 329.
    1760/62
    [E]in jegliches lebendiges Thier [hat], vermöge seiner Empfindung, ein undeutliches Bewußtsein der Veränderungen in den Nerventheilen seines Körpers, und ihrer Beschaffenheit
    Reimarus, H.S. (1760/62). Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunsttriebe: 54 (§ 33).
    1780
    Bewußtseyn seiner Selbst
    Kant, I. (ca. 1780). Vorlesungen über Metaphysik (L1) (Pölitz) (AA, Bd. XXVIII, 1, 193-350): 276.
    1819
    Bewußtsein des eigenen Selbst
    Schopenhauer, A. (1819-44/58). Die Welt als Wille und Vorstellung (Sämtliche Werke, Bd. 2, Stuttgart/Frankfurt/M. 1960): 359 (Erg., Kap. 22).
    1836
    ein Verlangen, Begehren, Wollen oder Verabscheuen, Fliehen, Nichtwollen ist jedem Bewußtsein eigen: der Mensch hat es mit dem Polypen gemein. Dieses ist demnach das Wesentliche und die Basis jedes Bewußtseins
    Schopenhauer, A. (1836/54). Über den Willen in der Natur (Sämtliche Werke, Bd. 3, Stuttgart/Frankfurt/M. 1962, 299-479): 263 (Kap. 19).
    1836
    Grade des Bewußtseins
    Schopenhauer, A. (1836/54). Über den Willen in der Natur (Sämtliche Werke, Bd. 3, Stuttgart/Frankfurt/M. 1962, 299-479): 364 (Kap. 22); cf. 620 (Kap. 41).
    1859
    Das Bewußtsein ist daher nur die subjective, aber nicht die objective Einheit des Individuums. Das Bewußtsein ist nicht das Bewegende, sondern das Bewegte; es ist nicht die wirkende Macht im Körper, durch welche der Plan der Organisation, der Zweck des Individuums verwirklicht wird; gerade umgekehrt erscheint es uns als das letzte und höchste Ergebniß des Lebens, als die edelste Frucht der langen Kette ineinander greifender Vorgänge, welche die Geschichte des Individuums ausmachen
    Virchow, R. (1859). Atome und Individuen (Drei Reden über Leben und Kranksein, München 1971, 33-67): 62f.
    1872
    I have often felt much difficulty about the proper application of the terms, will, consciousness, and intention
    Darwin, C. (1872). The Expression of the Emotions in Man and Animals: 357; vgl. Smith, C.U.M. (1978). Charles Darwin, the origin of consciousness, and panpsychism. J. Hist. Biol. 11, 245-267; Richards, R.J. (1987). Darwin and the Emergence of Evolutionary Theories of Mind and Behavior.
    1874
    Selbst die niedersten Protozoen äussern ihre Triebe durch Handlungen, die ein gewisses Bewusstsein verrathen
    Wundt, W. (1874). Grundzüge der physiologischen Psychologie: 812.
    1883
    Das Unterscheidungselement des Geistes ist Bewusstsein, das Zeugnis des Bewusstseins ist das Vorhandensein einer Wahl und der Beweis für die Existenz der Wahl liegt in dem voraufgehenden Schwanken zwischen zwei oder mehreren Alternativen
    Romanes, G.J. (1885). Die Geistige Entwicklung im Tierreich: 11.
    1894
    Bewußt zu sein, das heißt in jedem Augenblick die Beziehung herzustellen zwischen dem, was man denkt oder tut, und dem, was man denken oder tun könnte
    Valéry, P. (1894). [Journal de Bord I, 17]. quoted in: Köhler, H. & Schmidt-Radefeldt, J. (ed.) (1990). Cahiers/Hefte, Bd. 4: 389.
    1899
    Erst auf den höchsten Entwicklungsstufen der tierischen Organisation entwickelt sich das Bewußtsein als eine besondere Funktion eines bestimmten Zentralorgans des Nervensystems
    Haeckel, E. (1899/1919). Die Welträtsel: 180.
    1903
    Die Psychologie ist die Lehre vom Bewußtsein und den Bewußtseins- Erlebnissen
    Lipps, T. (1903). Leitfaden der Psychologie: 1.
    1907
    [O]n définirait la conscience de l’être vivant une différence arithméthique entre l’activité virtuelle et l’activité réelle. Elle mesure l’écart entre la représentation et l’action
    Bergson, H. (1907). L’évolution créatrice (Paris 1948): 145.
    1910

    Keine Behauptung über das Bewußtsein bei Tieren läßt sich durch Beobachtung oder Versuch beweisen oder widerlegen. Es gibt keine Vorgänge in dem Verhalten der Organismen, die nicht ebensogut zu verstehen wären ohne die Annahme, daß sie von Bewußtseinsvorgängen begleitet sind, als mit dieser Annahme

    Jennings, H.S. (1906). The Behavior of the Lower Organisms (germ. Das Verhalten der niederen Organismen, Leipzig 1910): 531-2.

    1928

    [Es] schütten nicht wenige das Kind mit dem Bade aus und leugnen das tierische Bewußtsein überhaupt, und damit ihrer Meinung nach die Möglichkeit einer Tierpsychologie.

    Koehler, O. (1928). Untersuchungsmethoden der allgemeinen Reizphysiologie und der Verhaltensforschung an Tieren. In: Péterfi, T. (ed.). Methodik der wissenschaftlichen Biologie, vol. 2. Allgemeine Physiologie, 846-925: 902.

    1943
    aus erkenntnistheoretischen Gründen spricht ›man‹ vom tierischen Bewußtsein möglichst nicht
    Koehler, O. (1943/68). Die Aufgabe der Tierpsychologie: 40.
    1961
    Ein Storch suchte seine Störchin, die durch Berührung mit einer Starkstromleitung getötet war, vergebens monatelang und nahm, da er sie nicht fand, den Herbstflug nach Süden mit den anderen Störchen nicht auf. Wahrscheinlich spielten dabei gefühlsmäßige Unausgeglichenheiten eine Rolle. Wie bei uns. Aber die gibt es nicht ohne Bewußtsein. Sie werden erlebt. Der Storch erlebte, daß seine Gefährtin fehlt
    Jacoby, G. (1961). Beiträge zu der Frage nach dem Übergange von dem tierischen Bewusstsein zu dem menschlichen, von der Tiersprache zu der Menschensprache. In: Erdmann, G. & Eichstaedt, A. (1961). Worte und Werte. Bruno Markwardt zum 60. Geburtstag. De Gruyter, Berlin, 142-152: 144.
    1965
    [S]tates of consciousness (the ›mind‹) control the body, and interact with it
    Popper, K.R. (1965). Of clouds and clocks. In: Objective Knowledge (Oxford 1972, 206-255): 251.
    1979
    ein gewisses Bewusstsein seiner selbst als eines in der Zeit existierenden Wesens oder eines kontinuierlichen geistigen Selbst
    Singer, P. (1979/93). Practical Ethics (dt. Praktische Ethik, Stuttgart 1994): 235.
    1994

    Wir müssen davon ausgehen, daß auch Affen, Hunde, Katzen usw. denken können, Geist und Bewußtsein besitzen, denn sie zeigen nicht nur bestimmte Verhaltensweisen, die wir bei Menschen durchaus als intelligent oder geistig ansehen, sondern bei diesen Verhaltensweisen sind entsprechende Gehirngebiete in etwa derselben Weise aktiv wie beim Menschen. Die Annahme, daß beim Menschen dann noch irgend etwas „völlig Neues“ hinzukommt, das dann den Geist erzeugt, ist nicht gerechtfertigt […] Die Annahme, die häufig betonte Sonderstellung des Menschen ließe sich anhand von Merkmalen seines Gehirns untermauern, ist nicht richtig

    Roth, G. (1994). Ist der Mensch in der Natur etwas Besonderes? Versuch einer Antwort aus Sicht der Hirnforschung. In: Zum Naturbegriff der Gegenwart. Kongreßdokumentation zum Projekt „Natur im Kopf“ Stuttgart, 21.-26. Juni 1993, vol. 1, 55-73: 72.

    1995
    Perhaps, then, the function of consciousness is to solve problems of a sort that demand new lines of thinking, to rearrange the brain’s view of the world
    Vgl. Dawkins, M.S. (1986/95). Unravelling Animal Behaviour: 142.
    1997

    [T]he functional capacity to detect misrepresentation is necessary (although perhaps still not sufficient) for consciousness of content

    Allen, C. (1997). Animal cognition and animal minds. In: Carrier, M. & Machamer, P (eds.). Mindscapes. Philosophy, Science, and the Mind, 227-244: 237.

    1997
    a conscious event is a brain activity consisting in monitoring (recording, analyzing, controlling, or keeping track of) some other activity in the same brain
    Mahner, M. & Bunge, M. (1997). Foundations of Biophilosophy: 209.
    1999
    Daß ein mentaler Zustand M bewußt ist, kann zumindest zweierlei heißen. Es kann erstens heißen, daß eine Person, die im mentalen Zustand M ist, auch weiß, daß sie in M ist. [...] Und es kann zweitens heißen, daß der Zustand M einen phänomenalen Charakter besitzt, d.h. daß es sich auf eine bestimmte Weise anfühlt, in diesem Zustand zu sein
    Beckermann, A. (1999). Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes: 9.
    2003

    Auch wenn ich definitiv nicht akzeptiere, daß allein Menschen denken können oder gar bewußte Wesen sind, kann es keinen Zweifel geben, daß die Arten des Denkens und des Bewußtseins, zu denen wir fähig sind, sich sehr deutlich von jenen der anderen Wesen unterscheiden, die auf der Erde leben.

    Dupré, J. (2003). Darwin’s Legacy. What Evolution Means Today, dt. Darwins Vermächtnis. Die Bedeutung der Evolution für die Gegenwart des Menschen, Frankfurt/M. 2005: 84.

    2009

    Bewusstsein ist das Erscheinen einer Welt. […] Das menschliche Bewusstsein unterscheidet sich von anderen biologisch evolvierten Phänomenen grundlegend dadurch, dass es eine Wirklichkeit dazu bringt, in sich selbst zu erscheinen. Es erzeugt Innerlichkeit: Der Vorgang des Lebens ist sich seiner selbst bewusst geworden. [… Es] kann ein Tier, das nicht logisch denken und auch keine Sprache sprechen kann, zweifellos transparente phänomenale Zustände haben – und mehr bedarf es nicht, um eine Welt im Bewusstsein erscheinen zu lassen

    Metzinger, T. (2009). The Ego Tunnel. The Science of the Mind and the Myth of the Self (germ. Der Egotunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik, Berlin 2009): 31-2.

    2009

    Bewusstsein lässt sich bestimmen als Eigenschaft von geistigen Prozessen wie Gedanken, Wunschvorstellungen, Wahrnehmungsakten oder Emotionen […], durch die diese dem Subjekt dieser Prozesse unmittelbar zugänglich werden. Das Subjekt kann daher ohne weitere Schlussfolgerungen über diese Zustände berichten bzw. sich an sie erinnern. Dieser Zugang beschränkt sich auf die Perspektive der ersten Person

    Pauen, M. (2009). Bewusstein. In: Bohlken, M. & Thies, C. (eds.). Handbuch Anthropologie, 304-308: 304.

    2011

    Das Bewusstsein ist zunächst das unmittelbare subjektive Erleben von eigenen körperlichen und mentalen Zuständen und Vorgängen eines Organismus. Aufgrund der expliziten Form dieses Erlebens kann das Bewusstsein darüber hinaus eine objektivierende Tendenz des Erlebens einschließen, insofern es das bloß subjektive, inexplizte (»unbewusste«) Empfinden in einer intersubjektiv etablierten Kodierung (einer Sprache) erschließt und vergegenständlicht. In dieser expliziten Form ist das Bewusstsein ein Vermögen eines Organismus, nicht nur die eigenen Einstellungen und Bedürfnisse sowie das eigene Handeln und dessen Ziele vorzustellen, sondern auch alternative Zustände und Handlungsoptionen zu durchdenken sowie Gegenstände der Umwelt und abstrakte Relationen in Form von symbolischen Repräsentationen und begrifflichen Operationen abzubilden.

    Toepfer, G. (2011). Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, vol. 1: 172.