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egoismegoisme (fr.); Egoismus (ger.)

  • 1) Selfisness, self-interest, esp. with regard to morality (opposed to altruism).
    social behaviour
    1719

    On n’ignore pas combien l’esprit des enfans est souple et docile, et avec quelle facilité on peut tourner ses habitudes vers quelque objet que ce soit; il n’en juge que par l’utilité qu’il peut en retirer et que par le prix qu’on paraît y attacher; en tout il se conduit par les exemples qui l’environnent, et par les discours qu’il entend. Il naît avec' un génie imitatif; ses premieres connoissances lui viennent du dehors. Il ne peut donc être que ce qu’on est autour de lui; il faut donc l’éloigner de ces sociétés où le luxe, l’orgueil, l’intérêt, l’amour propre, l’égoïsme et toutes les petites passions dominent en despotes. Son enfance ne sera pas souillée de leur souffle impur; il ne connoîtra que les passions de la nature

    Boissel, L. (1719). De L’éducation publique considérée comme base de la constitution: 62.

    c. 1775

    Der moralische Egoismus ist, wenn man sich in Verhältnis mit andern gantz allein hochschätzt.

    Kant, I. (c. 1775). Philosophie und Ethik [Vorlesung zur Moralphilosophie] (Nachschrift Kaehler, ed. W. Stark 2004): 201.

    1795

    it must be so extensive as that local egoisms may never reach its greater part

    Jefferson, T. (1795). [Letter to M. D’Ivernois, Feb. 6, 1795]. In: Memoirs, Correspondence and Private Papers, vol. 3, London 1829, 315-317: 316.

    1798

    Der Egoism kann dreierlei Anmaßungen enthalten: die des Verstandes, des Geschmacks und des praktischen Interesse, d.i. er kann logisch oder ästhetisch oder praktisch sein. Der logische Egoist hält es für unnöthig, sein Urtheil auch am Verstande Anderer zu prüfen […]. Der ästhetische Egoist ist derjenige, dem sein eigener Geschmack schon gnügt […]. Endlich ist der moralische Egoist der, welcher alle Zwecke auf sich selbst einschränkt, der keinen Nutzen worin sieht, als in dem, was ihm nützt, auch wohl als Eudämonist blos im Nutzen und der eigenen Glückseligkeit, nicht in der Pflichtvorstellung den obersten Bestimmungsgrund seines Willens setzt.

    Kant, I. (1798). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (AA, Bd. VII, 117-333): 128-30.

    1799

    Egoismus

    Carlowitz, H.G. von (1799). [Letter to Novalis, dated Jan. 20, 1799]. In: Novalis. Werke, Briefe, Dokumente, ed. by E. Wasmuth, vol. 4, Heidelberg 1954, 441-443: 442 (acc. to DWB Arch.).

    1801

    Generous sentiment and affection in France, and other affiliated democracies, was lost in selfishness, or, according to their new word, egoism.

    Anonymus (1801). The history of Europe. Annual Register 42, 1-236: 234.

    1887

    der Altruism (als verlogenste Form des Egoism

    Nietzsche, F. (1887). Nachgelassenes Fragment (KSA, vol. 12, Berlin 1999): 411.

  • 2) The natural tendency of self-preservation and self-propagation, described in non-normative terms.
    social behaviour
    1807

    Das Wort Egoismus hat im gewöhnlichen Sprachgebrauch eine Bedeutung, die von der, welche ich hier mit solchem verbinde, sehr verschieden […]. Während der Egoismus, in welchem Sinne ich ihn hier nehme, der schönste Reflex des Unverwischlichen in den Dingen ist, wodurch sie ihr ewiges, von einem fremden Aeussern unabhängiges Sein, das sie in Gott haben, in der Erscheinung auf eine relative Weise ausdrücken, was in iedem andachtsvollen und heiligen Priester der Natur eine nie genügende Bewunderung erweckt, wird dort der, wie ihn die Menge gebraucht, gerade umgekehrt als ein verderblicher Auswuchs des Gemüths angesehen, weswegen er auch blos im Bezug auf den Menschen Gültigkeit hat, und haben kann. – Ich gab hier dem Worte Egoismus eine weit allgemeinere Bedeutung, die mehr etwas Göttliches, als etwas moralisch Böses in sich schließt, und stellte ihn als etwas, iedem Dinge nothwendig Innwohnendes auf, als den genügendsten Ausdruck der Göttlichkeit der Natur eines ieden Dings. – Wohl mag es keinem Zweifel unterworfen sein, daß iener Egoismus, der blos im Bezug auf den Menschen Gültigkeit haben kann (eben weil dieser die ideellste Geburt der Erde ist) und, als ein schädlicher moralischer Auswuchs des menschlichen Gemüths angesehen, in ienem alles umfassenden Egoismus, den ich in diesen wenigen Bogen nachzuweisen mich bemühte, seine Wurzel habe; aber eben dann tritt auch, ie stärker er sich in einem Menschen auf diese Weise ausspricht, das Göttliche seiner Natur immer mehr zurück, und erzeugt Handlungen, die als wahre anorgische Absätze des Gemüths anzusehen sind, insofern sie als Aeusserungen des Einzelnen betrachtet werden, die sich aber dennoch in Verbindung mit dem Ganzen zu einer nothwendigen allgemeinen Harmonie auflösen, wie die einzelnen scheinbar unharmonischen Aeusserungen der anorgischen Natur im Bezug auf die Totalität.

    Walther, J.A. (1807). Ueber den Egoismus in der Natur: 3-5.

    1829

    Der sog. physische Egoismus ist nichts anders als der natürliche Trieb zur Selberhaltung, und unterliegt daher keinem Tadel, wie der moralische.

    Krug, W.T. (1829). Allgemeines Handworterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschicht, vol. 5 (Supplemente): 78.

    1841

    Die Haupt- und Grundtriebfeder im Menschen, wie im Thiere, ist der Egoismus, d.h. der Drang zum Daseyn und Wohlseyn. – Das Deutsche Wort Selbstsucht führt einen falschen Nebenbegriff von Krankheit mit sich. Das Wort Eigennutz aber bezeichnet den Egoismus, sofern er unter Leitung der Vernunft steht, welche ihn befähigt, vermöge der Reflexion, seine Zwecke planmäßig zu verfolgen: daher man die Thiere wohl egoistisch, aber nicht eigennützig nennen kann. Ich will also für den allgemeineren Begriff das Wort Egoismus beibehalten. – Dieser Egoismus ist, im Thiere wie im Menschen, mit dem innersten Kern und Wesen desselben aufs genaueste verknüpft, ja eigentlich identisch. Daher entspringen, in der Regel, alle seine Handlungen aus dem Egoismus, und aus diesem zunächst ist allemal die Erklärung einer gegebenen Handlung zu versuchen; wie denn auch auf denselben die Berechnung aller Mittel, dadurch man den Menschen nach irgend einem Ziele hinzulenken sucht, durchgängig gegründet ist. Der Egoismus ist, seiner Natur nach, gränzenlos: der Mensch will unbedingt sein Daseyn erhalten, will es von Schmerzen, zu denen auch aller Mangel und Entbehrung gehört, unbedingt frei, will die größtmöglichste Summe von Wohlseyn, und will jeden Genuß, zu dem er fähig ist, ja, sucht wo möglich noch neue Fähigkeiten zum Genusse in sich zu entwickeln. Alles, was sich dem Streben seines Egoismus entgegenstellt, erregt seinen Unwillen, Zorn, Haß: er wird es als seinen Feind zu vernichten suchen. Er will wo möglich Alles genießen, Alles haben, da aber dies unmöglich ist, wenigstens Alles beherrschen. Der Egoismus ist kolossal: er überragt die Welt. Denn, wenn jedem Einzelnen die Wahl gegeben würde zwischen seiner eigenen und der übrigen Welt Vernichtung; so brauche ich nicht zu sagen, wohin sie, bei den Allermeisten, ausschlagen würde. Demgemäß macht Jeder sich zum Mittelpunkte der Welt, bezieht Alles auf sich und wird was nur vorgeht, z.B. die größten Veränderungen im Schicksal der Völker, zunächst auf sein Interesse dabei beziehen und, sei dieses auch noch so klein und mittelbar, vor Allem daran denken. Keinen größern Kontrast giebt es, als den zwischen dem hohen und erklusiven Antheil, den Ieder an seinem eigenen Selbst nimmt, und der Gleichgültigkeit, mit der in der Regel alle Andern eben jenes Selbst betrachten, wie er ihres. Es hat sogar seine komische Seite, die zahllosen Individuen zu sehn, deren jedes, wenigstens in praktischer Hinsicht, sich allein für real hält und die andern gewissermaassen als bloße Phantome betrachtet. Dies beruht zuletzt darauf, daß Ieder sich selber unmittelbar gegeben ist, die Andern aber ihm nur mittelbar, durch die Vorstellung von ihnen in seinem Kopfe: und die Unmittelbarkeit behauptet ihr Recht.

    Schopenhauer, A. (1841). Die beiden Grundprobleme der Ethik: 199-200.

    1877

    Unabhängig von jedem kirchlichen Bekenntnis lebt in der Brust jedes Menschen der Keim einer echten Naturreligion; sie ist mit den edelsten Seiten des Menschenwesens selbst untrennbar verknüpft. Ihr höchstes Gebot ist die Liebe, die Einschränkung unseres natürlichen Egoismus zu Gunsten unserer Mitmenschen und zum Bestehen der menschlichen Gesellschaft, deren Glieder wir sind. Dieses natürliche Sittengesetz ist viel älter als alle Kirchenreligion

    Haeckel, E. (1877). Ueber die heutige Entwickelungslehre im Verhältnisse zur Gesammtwissenschaft. Amtlicher Bericht der 50. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 50, 14-22: 19.

    1882

    Only in law-regulated society can man acquire the true and full culture of the higher human life. That, however is only possible when the natural instinct of self-preservation, Egoism, is restricted and corrected by consideration for society, by Altruism. The higher man raises himself on the ladder of culture, the greater are the sacrifices which he must make to society, for the interests of the latter shape themselves evermore to the advantage of the individual at the same time; just as, reversely, the regulated community thrives the better the more the wants of its members are satisfied. It is therefore quite a simple necessity which elevates a sound equlibrium between Egoism and Altruism into the first requirement of natural ethics.

    Haeckel, E. (1882). [Professor Haeckel on Darwin, Goethe, and Lamarck]. Nature 26, 533-541: 540.

    1950

    Daß mit dem Selbsterhaltungstrieb der Egoismus in engem Zusammenhang steht, ist einsichtig. Was sich in ihm durchzusetzen sucht, ist ein Für-Sich-Haben-Wollen. Er ist darauf gerichtet, Um welt und Mitwelt in Anspruch, in Besitz und Gebrauch zu nehmen und zu verbrauchen, um sie damit der Festigung und Ausweitung des eigenen Daseins im Lebenskampf nutzbar zu machen. In diesem Sinne stellt der Egoismus genealogisch eine Sprossungsform des Selbsterhaltungstriebes dar. Phanomenologisch jedoch sind beide Strebungen durchaus verschieden. Und dies in dreifacher Hinsicht. Der Selbsterhaltungstrieb hat Minimumcharakter, wahrend der Egoismus weit über das biologisch notwendige Minimum hinaus geht und zur Selbstsucht, dem Nicht-Genug-Kriegen-Können entarten kann. Es hat den Anschein, daß das Für-Sich-In-Anspruch Nehmen, das im Selbsterhaltungstrieb noch Mittel der biologischen Sicherung im Daseinskampf ist, sich im Egoismus thematisch verselbstandigt. Der genealogische Zusammenhang zwischen Selbsterhaltungstrieb und Egoismus ware demnach zu erklaren aus dem von G. Allport aufgestellten Gesetz der funktionalen Autonomie, nach dem eine seelische Funktion, die ursprünglich Mittel war, zum Selbstzweck werden kann. Ein zweiter Unterschied zwischen Selbsterhaltungstrieb und Egoismus liegt darin, daß der erstere der Welt schlechthin gegenüber zum Einsatz kommt, wahrend sich der Egoismus nur auf die Mitwelt richtet. Und drittens setzt der Egoismus das Erlebnis des ego, der bewußt gewordenen Abgehobenheit und Gegenstellung zu einer Mitwelt voraus, so daß wir beim Tier wohl vom Selbsterhaltungstrieb, nicht aber von Egoismus sprechen konnen. Im Egoismus transponiert sich die Tendenz zur Selbsterhaltung auf der Ebene des Selbstbewußtseins in einen Anspruch des Ich.

    Lersch, P. (1950). Die Strebungen des Menschen. Zeitschrift für philosophische Forschung 4, 204-224: 216; cf. id. (1966). Der Aufbau der Person, 10th ed., 1966: 149-57.

    1978

    It follows neither from the earlier group-selectionst definition of adaptation (“good for the species”) that altruism ought to be morally more highly esteemed than egoism, nor from modern gene selectionist considerations (“the selfish gene”) that the opposite ought to be the case.

    Bischof, N. (1978). [Discussion statement]. In: Stent, G.S. (ed.) (1978). Morality as a Biological Phenomenon. Report of the Dahlem Workshop on Biology and Morals, Berlin 1977: 262.