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empathyἐμπάθεια (gr.); Empathie (ger.)

  • 1) Physical affection.
    perception
    c. -340 (BC)

    οἷον δειλὸς ἐν φόβῳ͵ δ΄ ἐρωτικὸς ἐν ἔρωτι͵ ὥστε δοκεῖν ἀπὸ μικρᾶς ὁμοιότητος τὸν μὲν τοὺς πολεμίους ὁρᾶν͵ τὸν δὲ τὸν ἐρώμενον· καὶ ταῦτα ὅσῳ ἂν ἐμπαθέστερος ᾖ͵ τοσούτῳ ἀπ΄ ἐλάσσονος ὁμοιότητος φαίνεται. [even from a very faint resemblance the coward thinks that he sees his enemy, and the lover his loved one; and in proportion to his excitement, his imagination is stimulated by a more remote resemblance.]

    Aristotle (c. 340 BC). De insomniis 460b7 [engl. transl.: On Dreams, in: On the Soul, Parva Naturalia, On Breath, transl. by W. S. Hett, London 1957, 349-371: 359].

    c. 200

    Ἱκανὸν ἑκάτερον τῶν εἰρημένων ἐργάσασθαι καιρὸν, ἥ τἀλλοίωσις καὶ ἡ τάσις τῶν μυῶν εἰς ἐμπάθειαν τῆς σαρκὸς ἀγομένης κατἄμφω.

    Galenos (c. 200). Hippocratis de articulis libri et Galeni in eum commentarius secundus (Opera omnia, vol. 18, 1, ed. C.G. Kühn, Leipzig 1829): 447.

    1827

    In einer etwas verschiedenen Bedeutung nimmt dieses Wort Maximus Tyr. in S. 15. Dissert. [Maximus of Tyre, 2nd cent. AD: Dissertationes], wo er außer andern Gegensätzen auch das Apathische (απαθες) und das Empathische (εμπαθες) einander gegenüberstellt. Jenes ist nämlich das, was weder Vergnügen noch Schmerz als leidentliche Bestimmungen unsers Gemüthes fühlt, dieses was beides fühlt. Jenes Wort könnte man also durch unleidentlich, dieses durch leidentlich übersetzen. Daher nennt auch dieser Schriftsteller Gott und die Pflanzen apathisch, die übrigen Wesen aber (Dämonen, Menschen und Thiere) empathisch.

    Krug, W.T. (1827). Apathie. In: Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschichte, vol. 1, 160-161: 161.

    1849

    Dem Idealismus und Empirismus traten in dieser Periode zwei neue Schulen, die eipkureische und stoische, entgegen, deren Urheber, die cyrenäischen und cynischen Lehren nach ihren Ansichten umgestaltend, zwei einander entgegensetzten Systeme aufstellten, Empathie, Apathie.

    Horrmann, E. (1849). Leitfaden zur Geschichte der griechischen Literatur. In: Schaaff, L. (ed.). Encyclopädie der klassischen Alterthumskunde, ein Lehrbuch für die oberen Klassen gelehrter Schulen, vol. 1, 1: 110.

    1858

    Empathie (v. gr.), heftige Gemüthsbewegung, Leidenschaft; Gegensatz von Apathie.

    Anonymus (1858). Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, 4th ed., vol. 5: 677 (not in the 3rd ed. 1849).

  • 2) The neurological correlate of an emotion.
    emotion
    1895

    Da der Ausdruck „Capacitätsfactor der psychophysischen Energie“ äusserst schleppend ist, so will ich denselben kurz als „Empathie“ bezeichnen. Empathie ist also eine mathematisch-physikalische Grösse, eine physiologische Function des Gehirns, welche das physische Correlat des Gefühls darstellt und dadurch definirt ist, dass sie das Verhältnis der Gesammtenergie bei einer Zustandsänderung des Centralorgans zu der zugehörigen Intensität (Potential) angiebt; letztere ist das physische Correlat der Empfindung.

    Laßwitz, K. (1895). Ueber psychophysische Energie und ihre Factoren. Archiv für systematische Philosophie 1, 46-64: 54.

    1908

    der Kapazitätsfaktor der psychophysischen Energie (man könnte ihn Empathie nennen) [wird] diese individualisierende Funktion haben, daß Inhalte, die objektiv, in quantitativer und qualitativer Hinsicht, in Rücksicht auf die Ordnung der Empfindungen, einander gleich sein mögen, doch einen individuellen Charakter als Einheit besitzen, d. h. daß sie sich – psychisch betrachtet – durch das den Empfindungsinhalt begleitende Gefühl unterscheiden.

    Laßwitz, K. (1900/08). Wirklichkeiten. Beiträge zum Weltverständnis: 149.

  • 3) The power of projecting one's personality into (and so fully comprehending) the object of contemplation. (OED 2012)
    consciousness
    1858

    [Die[...] Fähigkeit, unter Formen das Glück und Unglück des Daseins zu bemerken, welches sie verbergen, macht für uns die Welt erst lebendig; keine Gestalt ist so spröde, in welche hinein nicht unsere Phantasie sich mitlebend zu versetzen wüßte.

    Lotze, H. (1858). Mikrokosmus, vol. 2: 192.]

    1873

    [[Es] wird nachgewiesen, wie der Leib im Traum auf gewisse Reize hin an räumlichen Formen sich selber objektiviert. Es ist also ein unbewusstes Versetzen der eigenen Leibform und hiemit auch der Seele in die Objektsform. Hieraus ergab sich mir der Begriff, den ich Einfühlung nenne. Bald aber sah ich ein, dass hiemit nur ein Theil der Formsymbolik erklärt würde, dass die Wirkung des Lichtes, der Farbe und die Wirkung der blossen Umrisse, der reinen Linie nicht als eine Einfühlung bezeichnet werden, sondern dass hier nur eine unmittelbare Forsetzung der äusseren Sensation in eine innere, eine unmittelbare geistige Sublimation der sinnlichen Erregung angenommen werden kann.

    Vischer, R. (1873). Ueber das optische Formgefühl. Ein Beitrag zur Aesthetik: VII.]

    1903

    [Es gibt drei Erkenntnisgebiete. Ich weiß von den Dingen, von mir selbst, und von anderen Individuen. Jene erste Erkenntnis hat zur Quelle die sinnliche Wahrnehmung. Die zweite die innere Wahrnehmung, d.h. das rückschauende Erfassen des Ich mit seinen Qualitäten, den Gefühlen, und seinen Beziehungen auf Inhalte und Gegenstände. Die Quelle der dritten Erkenntnisart endlich ist die Einfühlung. Zugleich hat diese freilich eine Bedeutung weit über die Erkenntnis hinaus. Zwei Arten, wie das unmittelbar erlebte Ich, das Gefühls-Ich, auf Gegenstände »bezogen« sein kann, sind strengstens zu unterscheiden. Einmal: – Ich fühle Lust an einer Sache, fühle mich strebend nach ihr. Hier steht das lustgestimmte, bzw. strebende Ich dem Gegenstand gegenüber. Die zweite Möglichkeit ist diese: Ich fühle mich strebend, tätig, mich bemühend, Widerstand leistend, in einer Sache; fühle mich beglückt in der Gebärde des Glückes usw., kurz, fühle eine Bestimmtheit meiner unmittelbar als Bestimmtheit des Gegenstandes oder als dem Gegenstand zugehörig. Dies letztere ist »Einfühlung«. Diese will sagen: Indem ich den Gegenstand apperzipiere, erlebe ich als von ihm herkommend, oder in ihm, als apperzipiertem, hegend, einen Antrieb zu einer bestimmten Weise des inneren Verhaltens. Diese erscheint als durch ihn gegeben, mir von ihm mitgeteilt.

    Lipps, T. (1903). Leitfaden der Psychologie: 187.]

    1904

    Passing on to the æsthetic empathy (Einfühlung), or more properly the æsthetic sympathetic feeling of that act of erecting and spreading.

    Lee, V. (1904). [Diary 20 Feb.]. In: Lee, V. & Anstruther-Thomson, C. (1912). Beauty and Ugliness and other Studies in Psychological Aesthestics: 337.

    1909

    Not only do I see gravity and modesty and pride […] but I feel or act them in the mind’s muscles. This is, I suppose, a simple case of empathy, if we may coin that term as a rendering of Einfühlung.

    Titchener, E. (1909) Lectures on the Experimental Psychology of the Thought-Processes: 21.

    1915

    [The] tendency to feel oneself into a situation is called empathy,—on the analogy of sympathy, which is feeling together with another

    Titchener, E.B. (1915). A Beginner’s Psychology: 198.

    1916

    L’imagination s’oppose, trait pour trait, à la mémoire. Son caractère distinctif est le sentiment du nouveau, de l’étrangeté; elle est un dépaysement de l’esprit. L’imagination est réceptive ou constructive: réceptive chez celui qui, lisant un livre, imagine ce qu’il lit, s’attribue ce qu’il imagine, se croit, par un phénomène que T. appelle «empathie», le héros des aventures racontées dans le livre; constructive, chez l’artiste et le poète; cette dernière est caractérisée à la fois par la facilité et l’effort, l’inspiration spontanée et le mouvement volontaire; elle est «un mouvement progressif d’idées, partant toutes d’une même source», procédant d'une même inspiration.

    Dugas, L. (1916). A beginner’s psychology by Edward Bradford Titchener. Revue philosophique de la France et de l’étranger 82, 586-595: 591.

  • 4) The ability to understand and appreciate another person's feelings, experience, etc. (OED 2014)
    emotion
    1917

    [Gegebenheiten von fremdem Erleben weisen zurück auf eine Grundart von Akten, in denen fremdes Erleben erfaßt wird und die wir nun unter Absehung von allen historischen Traditionen, die an dem Worte hängen, als Einfühlung bezeichnen wollen.

    Stein, E. (1917). Das Problem der Einfühlung: II, §1.]

    1946

    a ‘man-to-man’ regard for the client, characterized (ideally) by the understanding of empathy without the erratic quality of identification or the supportiveness of sympathy

    Meister, R.K. & Miller, H.E. (1946). The dynamics of non-directive psychotherapy. Journal of Clinical Psychology 2, 59-67: 61.

    1946

    Bei den Patienten, die in einer Art von Erschöpfung unser Institut verlassen haben, war ich von der Zunahme ihrer „Empathie-Kapazität" mehr als von allen anderen Veränderungen beeindruckt.

    Anonymus (1946). [Rev. Hoskins, R.G. (1946). Biologie der Schizophrenie]. Universitas. Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur 1, 880.

    1946

    In the proposed usage empathy may be formally defined as “consciousness of coidentification in a social group of two or more members,” though actually in some situations it may operate at a subconscious level

    Hoskins, R. (1946). The Biology of Schizophrenia: 53.

    1947

    Die Gesetze der Empathie sind für Soziologie und Ethik von ausschlaggebender Bedeutung, und alle Religionen machen von ihnen ausgiebig Gebrauch; auch in der Psychologie und ganz besonders in der Psychiatrie spielen sie eine große Rolle. Man kann diese Gesetze soziale Imperative nennen, aber diese Bezeichnung soll nicht von ihrer grundlegenden biologischen Bedeutung als Anpassungsfaktoren ablenken.

    Hoskins, R. (1947). Die menschliche Natur (Aus dem Buch „The Biology of Schizophrenia“). Die Amerikanische Rundschau 3, 79-98: 94.

    1956

    [Es ist nicht leicht, eine einfache Erklärung dieser unmittelbaren Wahrnehmung der Ursache einer Bewegungsändenmg zu geben. Man nimmt gewöhnlich eine gewisse „Einfühlung“ an, wodurch wir die wahrgenommenen Bewegungen innerlich mitvollziehen und in uns selbst die für den weiteren Verlauf erforderlichen Impulse empfinden. Diese Theorie ist von besonderer Bedeutung für die Wahrnehmung menschlicher Bewegungen. Je mehr man etwa als Zuschauer eine sportlicbe Leistung miterlebt und je besser man das Sporttreiben aus eigener Erfahrung kennt, um so mehr kann man die Innervationsimpulse in ihrem sukzessiven und simultanen Zusammenhang sowie ihre Abstimmung auf die Anforderungen der Situation „einfühlen“. Man ist dann – wie ein Musik hörender Musiker – fähig, die zeit-räumlichen Merkmale des Bewegungsvollzuges dynamisch zu verstehen. So erhalten Bezeichnungen wie locker, flüssig, eckig usw. einen reicheren Bedeutungsgehalt, als wenn sie nur auf eine Ortsveränderung der Körperteile angewendet würden. Man sieht also nicht nur was getan wird, sondern auch wie und weshalb es getan wird. Die Intentionalität einer Bewegung zeigt sich uns auch in der Wahrnehmung. Es folgt daraus, daß eine intra-empirische Bewegungs-Einteilung sich nicht nur auf die in Zeit und Raum verlaufende Ausführung bezieht, sondern zugleich auf die den Verlauf und die Bewegungsgestalt bestimmenden Kräfte.

    Buytendijk, F.J.J. (1956). Allgemeine Theorie der menschlichen Haltung und Bewegung: 63.]

    2003

    My proposal is that sensations and emotions displayed by others can also be ‘empathized’, and therefore implicitly understood, through a mirror matching mechanism. […] I think that the concept of empathy should be extended in order to accommodate and account for all different aspects of expressive behavior enabling us to establish a meaningful link between others and ourselves. This ‘enlarged’ notion of empathy opens up the possibility to unify under the same account the multiple aspects and possible levels of description of intersubjective relations.

    Gallese, V. (2003). The roots of empathy: the shared manifold hypothesis and the neural basis of intersubjectivity. Psychopathology 36, 171-180: 176-7.

Pigman, G.W. (1995). Freud and the history of empathy. International Journal of Psychoanalysis 76, 237-252.

Jahoda, G. (2005). Theodor Lipps and the shift from “sympathy” to “empathy”. J. Hist. Behav. Sci. 41, 151-163.

Lux, V. (2013). Einfühlung – empathy – Empathie. Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin (ed.). Bericht über das Forschungsjahr 2012, No. 17, 202-213.

Göhlsdorf, N. (2017). Empathie. In: Schmieder, F. & Toepfer, G. (eds.). Wörter aus der Fremde. Begriffsgeschichte als Übersetzungsgeschichte.