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ateleoclinalateleoklin (ger.)

  • Following other than the biological goals of self-preservation or reproduction.
    purposiveness teleoclinal
    1907

    Ist nun wirklich das Schöne in seiner Ausserzweckmäßigkeit [footnote: unserer Ateleloklise] nur ein „zweites Stockwerk“ auf dem Unterbau der Notdurft des Lebens, nur ein Luxus, den sich der Mensch gestatten durfte, als er nach Sicherung seiner materiellen Lebensbedingungen den freieren Blick zum Himmel des Unbedingten erheben konnte? […] wir [erblicken] neben unseren eigenen unbewussten und bewussten Zwecktätigkeiten als eine zweite autonome und souveräne Lebensform die ihrem innersten Wesen nach ausserzweckhaften [footnote: = ateleoklinen] Ausdruckstätigkeiten, für die wir ebenfalls eine allgemeine biologische Verbreitung und Geltung in Anspruch nehmen. [...] Im Freiheitsprinzip sehen wir das ästhetische Verhalten aus dem Gelenk der organischen Verursachung gelöst. Es entbehrt aber auch, wie hier schon öfter gesagt wurde, der zweckhaften Bedingtheit. Anfang und Ende sind also anders als in den triebhaften Erregungen des Lebens. Die Kunst versetzt uns dadurch aus dem Reich der Zwecke heraus, in welchem sich die wesentlichen Lebenstätigkeiten abspielen. Die Ausserzweckhaftigkeit der Kunst bedeutet an sich eine Erlösung, eine Erhebung, eine Erhabenheit.

    Kohnstamm, O. (1907). Kunst als Ausdruckstätigkeit. Biologische Voraussetzungen der Ästhetik: 10; 11-2; 60.

    1908

    Botaniker [...] wollten von Eigenschaften sprechen, die, wie wir sagen würden, nicht zweckhaft sind. Wir nennen das außerzweckhaft oder ateleoklin. Es gibt vielleicht mehrere Gruppen von außerzweckhaften Lebenstätigkeiten. Eine von ihnen, die wahrscheinlich alle anderen in sich begreift und jedenfalls uns Menschen am nächsten steht, ist die Ausdruckstätigkeit.

    Kohnstamm, O. (1908). Psychologische Grundbegriffe, II. Zweckhaft und Nutzlos. Zeitschrift für den Ausbau der Entwickslungslehre 2, 346-349: 348.

    1913

    [Die Kunst erhält eine rechtmäßige Stellung im biologischen System, der Zweckhaftigkeit gegenüber, als außerzweckhafte Ausdruckstätigkeit. Das Gebiet der außerzweckhaften Betätigung des Menschen beschränkt sich aber nicht auf die Kunst, sondern umgreift auch Sittlichkeit und Wissenschaft […]. Die biologische Begründung der Außerzweckhaftigkeit ist zugleich die Legitimierung der humanistischen Lebensanschauung. Realistische Erziehung bedeutet Vorbereitung auf die Zwecke des Lebens. Der Sinn des Humanismus hingegen ist die Erfüllung und die Orientierung des Lebens nach Werten, die außerhalb des Reiches der Zwecke, jenseits der »Bedürfnisbefriedigung« liegen.

    Kohnstamm, O. (1913). Zwecktätigkeit und Ausdruckstätigkeit. Archiv für die gesamte Psychologie 29, 111-138: 137-8.]

    1917

    [Der Mensch, weil er den größten Aktionsradius hat, weil seine Zwecksetzung sich am weitesten und unabhängigsten von dem vitalen Automatismus seines Leibes stellt, ist seiner Teleologie am wenigsten gewiß. Das ist, was man seine Freiheit nennen kann.

    Simmel, G. (1917). Vorformen der Idee. Aus den Studien zu einer Metaphysik (Gesamtausgabe, Bd. 13, Frankfurt/M. 2000, 252-298): 256.]