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artistic driveKunsttrieb (ger.)

  • An animal instinct.
    culture
    1760
    Alle Kunsttriebe aller Thiere zielen 1) entweder auf das Wohl und die Erhaltung eines jeden Thieres nach seiner Lebensart; oder 2) auf die Wohlfahrt und Erhaltung des Geschlechtes oder der Nachkommen
    Reimarus, H.S. (1760/62). Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunsttriebe, 2 vols.: I, 102 (§60).
    1760
    Ein großer Theil der Kunsttriebe wird von der Geburt an, ohne alle äußere Erfahrung, Unterricht oder Beyspiele, und doch ohne Fehl ausgeübet; und ist also gewiß natürlich angeboren und erblich
    Reimarus, H.S. (1760/62). Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunsttriebe, 2 vols.: I, 160 (§ 93); cf. Jaynes, J. & Woodward, W. (1974). In the shadow of the enlightenment, I. Reimarus against the Epicureans, II. Reimarus and his theory of drives. J. Hist. Behav. Sci. 10, 3-15; 144-159.
    1799

    Aber die Erklärung bleibt noch immer zu sehr im Allgemeinen stehen; und wenn es nun auch durch das alles erwiesen wäre, daß der Kunstrieb (und mit ihm alle Handlungen) der Thiere durch bloße Naturkräfte bewirkt sind, so fragt sich immer noch, wie sie bewirkt werden, und durch welche Naturkräfte. 

    Schelling, F.W.J. (1799). Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie für Vorlesungen (AA, vol. I, 7): 203.

    1819
    Es ist als hätte die Natur zu ihrem Wirken nach Endursachen und der dadurch herbeigeführten bewundrungswürdigen Zweckmäßigkeit ihrer organischen Produktionen, dem Forscher einen erläuternden Kommentar an die Hand geben wollen, in den Kunsttrieben der Thiere. Denn diese zeigen uns aufs Deutlichste, daß Wesen mit der größten Entschiedenheit und Bestimmtheit auf einen Zweck hinarbeiten können, den sie nicht erkennen, ja, von dem sie keine Vorstellung haben. Ein solcher nämlich ist das Vogelnest, die Spinnenwebe, die Ameisenlöwengrube, der so künstliche Bienenstock, der wundervolle Termitenbau u.s.w., wenigstens für diejenigen thierischen Individuen, welche dergleichen zum ersten Mal ausführen; da weder die Gestalt des zu vollendenden Werks, noch der Nutzen desselben ihnen bekannt seyn kann. Gerade so aber wirkt auch die organisirende Natur; [...] Und wie im Wirken aus dem Kunsttriebe das darin Thätige augenscheinlich und eingeständlich der Wille ist; so ist er es wahrlich auch im Wirken der organisirenden Natur.
    Schopenhauer, A. (1819-44/58). Die Welt als Wille und Vorstellung (ZA, vol. III, ed. A. Hübscher, Zürich. 1977): 400-401 (app., cpt. 27).
    1846

    Die Thätigkeiten zerfallen in drei Arten von Trieben. Es sind [...] theils solche, welche als Fortsetzungen des innern bildenden und umbildenden Lebens erscheinen, und gleichsam nur die Organisation des Geschöpfs weiter ausdehnen und sie in gewissen Kunstgebilden über die Gränzen des eignen leiblichen Lebens hinausgehen machen. Hieher gehören die sogenannten Kunsttriebe der Thiere, z.B. das Schaffen künstlicher Röhrengebilde um die Oberfläche mancher Insektenlarve, wodurch ein Hautskelet ersetzt wird, das Bilden der Netze, wodurch Fangarme ersetzt werden, das Bauen von Zellen oder von künstlichen Brutstätten für Eier und Junge, durch welche gleichsam ein innerer organischer Bildungsort für die Frucht z.B. ein Uterus ersetzt wird, u. s. w.

    Carus, C.G. (1846). Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele: 140-141.
    1884

    Der Kunsttrieb des kleinen Käfers bietet uns […] einen ebenso klaren als anziehenden Beweis für das Dasein eines überweltlichen, unendlich weisen Gottes

    Wasmann, E. S.J. (1884). Der Trichterwickler: 119; cf. Ziegler, H.E. (1904/20). Der Begriff des Instinktes einst und jetzt: 34ff.
    1914

    Die Ähnlichkeit vieler Radiolarienskelette mit den Erzeugnissen menschlicher Kunsttätigkeit ist höchst auffallend. [...] Viele dieser Kunstformen sind im ganzen und im einzelnen den Produkten hochentwickelter menschlicher Kunst so ähnlich, daß man in beiden auf die Gleichheit des schöpferischen Kunsttriebes schließen könnte. [...] Der wesentliche Unterschied zwischen den Kunstwerken des Menschen und den Kunstformen der Natur liegt also darin, daß die ersteren mit mehr oder weniger klarem Bewußtsein, zielstrebig, von Gehirn und Menschenhand erschaffen wurden, die letzteren hingegen unbewußt, ohne vorgefaßte innere Absicht, nur durch die Anpassung des Plasmas an die Lebensbedingungen der Außenwelt. Man kann die Kunsttriebe der Protisten geradezu als »plastische Zellinstinkte« bezeichnen; denn sie stehen auf derselben Stufe der Seelentätigkeit wie die bekannten Instinkte der höheren, vielzelligen Tiere und Pflanzen. 

    Haeckel, E. (1914). Die Natur als Künstlerin: 11-12.