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landscapeLandschaft (ger.)

  • A tract of land with its distinguishing characteristics and features, esp. considered as a product of modifying or shaping processes and agents (usually natural). (OED)
    ecosystem
    9th century A.D.
    Landschaft
    cf. Trübners Deutsches Wörterbuch, Bd. 4 (1943): 359-361.
    1847

    [Totaleindruck des Landschaftlichen

    Humboldt, A. von (1845-62). Kosmos, 5 Bde.: II, 92; 97; cf. Hard, G. (1970). Der ›Totalcharakter der Landschaft‹. Reinterpretation of some text passages by Alexander von Humboldt. In: Alexander von Humboldt. Eigene und neue Wertungen der Reisen, Arbeit und Gedankenwelt (=Geograph. Z. Beih.), 49-73: 51.]

    1912

    Zwei sehr interessante Vogelarten unserer Heimat behandelte Herr Dr. Eckstein, Professor der Zoologie an der Forstakademie Eberswalde, in seinem Referate: […] Eine vollständige Ausrottung [des Fischreihers] würde jedoch in jedem Falle eine Verarmung der Landschaft bedeuten.

    Günther, K. (1912). Bericht über die IV. Konferenz für Naturdenkmalpflege in Berlin. Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht 43, 216-218: 217; 218 [not in: Eckstein, K. (1912). Die Erhebungen der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege über das Vorkommen des Schwarzen Storchs und des Fischreihers in Preußen, nach Ziel, Methode und Ergebnis. Beiträge zur Naturdenkmalpflege 2, 223-231].

    1913

    Landschaft, sagen wir, entsteht, indem ein auf dem Erdboden ausgebreitetes Nebeneinander natürlicher Erscheinungen zu einer besonderen Art von Einheit zusammengefaßt wird, einer anderen als zu der der kausal denkende Gelehrte, der religiös empfindende Naturanbeter, der teleologisch gerichtete Ackerbauer oder Stratege eben dieses Blickfeld umgreift. Der erheblichste Träger dieser Einheit ist wohl das, was man die „Stimmung“ der Landschaft nennt.

    Simmel, G. (1913). Philosophie der Landschaft. Die Güldenkammer 3, 635-644: 641.

    1953

    Das Wort Landschaft ist schon früh belegt. Noch mhd. lantschaft hat ausschließlich die Bedeutung von territorium (Landstrich) und regio (Gegend). Es hat die Bedeutung, die ihm noch heute die topographische Terminologie zuweist. Die in den Wörterbüchern zitierten Textstellen belegen eindeutig, daß lantschaft erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine ästhetische Bedeutungsterminante erhält. […] Landschaft als Bezeichnung für den „schönen“ Naturraum taucht zuerst als terminus technicus der spätmittelalterlichen Malerei auf; landschafft bedeutet hier die malerische Darstellung eines Naturausschnitts. Doch dauert es noch erhebliche Zeit, bis das Wort auch außerhalb des terminologischen Bereichs der bildenden Künste in Gebrauch kommt und den ästhetischen Eindruck bezeichnet, „den eine schöne Gegend auf das Auge macht“ [Grimmsches Wörterbuch]. […] Den frühsten eindeutigen Beleg, den unsere freilich allzu weitmaschigen Wörterbücher für die ästhetisch akzentuierte Landschaftsvokabel bringen, bietet bezeichnenderweise Sandrarts Academie (1668-1675), der hier auch einen gegebenen Naturraum als Landschaft dichterisch zu schildern versucht […]
    Es ist ein europäischer Vorgang, wenn sich im 16. und 17. Jahrhundert Landschaft als terminus technicus der Malerei im allgemeinen festsetzt. […]
    Man erfaßte das flächenhafte „von einem Standpunkt“ aus, und „alle Einzelheiten wurden dem raumlogischen Zusammenhang eingeordnet“ [M.J. Friedländer: Essays über die Landschaftsmalerei und andere Bildgattungen, Den Haag 1947, S. 9-23]. Somit wurde ein Konglomerat von Naturgegenständen gleichsam durch eine geniale kaleidoskopische Umdrehung plötzlich als Landschaft gesehen.

    Gruenter, R. (1953). Landschaft. Bemerkungen zu Wort- und Bedeutungsgeschichte. Germanisch-Romanische Monatsschrift N.F. 3, 110-120: 110-1; 114; 116.

    1955

    Durch gute Beobachtungen und Aufzeichnungen während der letzten 150 Jahre sind wir über die Entwicklung unserer Landschaft auch in vielen Einzelheiten so ausreichend unterrichtet, daß wir uns ein Bild von ihrer Veränderung während dieser Zeitspanne machen können. Eines der bezeichnenden Merkmale dieser Entwicklung ist eine allgemeine Verarmung an allem Besonderen. Diese Verarmung, die wir im großen auf dem Gebiet der Landschaftserscheinungen, ihrer Bilder, mit denen sie uns entgegentritt, im kleinen auf dem Gebiet der speziellen Botanik und Zoologie in ähnlicher Weise beobachten können wie in dem rein menschlichen Bereich, stellt eine bedauerliche Einbuße an Ausdruckskraft dar. Die Landschaft hat gewissermaßen an Profil verloren. An die Stelle eines eigenartigen Gesichtes tritt immer mehr eine an Ausdruck unterlegene Schablone. Auf botanischem Gebiet äußert sich die Verarmung in dem Rückgang und dem Aussterben vieler Pflanzenarten.

    Raabe, E.-W. (1955). Über die Verarmung der Landschaft. Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein 27, 171-189: 171.

    1963

    Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden und empfindenden Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist: Nicht die Felder vor der Stadt, der Strom als »Grenze«, »Handelsweg« und »Problem für Brückenbauer«, nicht die Gebirge und die Steppen der Hirten und Karawanen (oder der Ölsucher) sind als solche schon »Landschaft«. Sie werden dies erst, wenn sich der Mensch ihnen ohne praktischen Zweck in »freier«, genießender Anschauung zuwendet, um als er selbst in der Natur zu sein. [...]

    Wo der Himmel und die Erde des menschlichen Daseins nicht mehr in der Wissenschaft [...] gewußt und gesagt werden, übernehmen es Dichtung und Kunst, sie ästhetisch als Landschaft zu vermitteln.

    Ritter, J. (1963). Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft (in: id., Subjektivität, Frankfurt/M. 1974, 141-190): 150-1; 157-8.

    1963

    Eine Landschaft ist die Gestalt eines nach seinem Totalcharakter als Einheit begreifbaren Teiles der Geosphäre von geographisch relevanter Größenordnung.

    Schmidthüsen, J. (1963). Der wissenschaftliche Landschaftsbegriff. Mitteilungen der floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft N.F. 10, 9-19: 9.

    1991

    Landschaft ist von ästhetischer Natur umformte Lebenswirklichkeit des Menschen

    Seel, M. (1991). Eine Ästhetik der Natur: 222.

    2009

    Eine von der Natur allein oder von Natur und Menschenhand geformte Gegend ist eine Landschaft, wenn sie ein empfindender Betrachter ästhetisch als harmonische, individuelle, konkrete Ganzheit sieht, die ihn umgibt.

    Kirchhoff, T. & Trepl, L. (2009). Landschaft, Wildnis, Ökosystem: zur kulturell bedingten Vieldeutigkeit ästhetischer, moralischer und theoretischer Naturauffassungen. Einleitender Überblick. In: id. (eds.). Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis und Ökosystem als kulturgeschichtliche Phänomene, 13-66: 21.

    2012

    Im Blick auf das Ganze der Natur bekommt man […] auf neue Weise Zugang zur Natur als Ganzer und Göttlicher. Durch Sehen wird möglich, was durch Denken nicht mehr möglich ist. Das bedeutet: Was auf dem Gebiet der Theorie nicht mehr möglich ist, wird jetzt auf dem Gebiet der Ästhetik möglich. Das Ganze der Natur oder das Übernatürliche und Göttliche (in, hinter, über der Natur) kann nicht mehr in der Wissenschaft gedacht werden und dabei empfunden werden. Es wird stattdessen gleichsam unmittelbar empfunden beim Sehen oder richtiger bei einem bestimmten Sehen, dem Sehen dessen, was einem als das Ganze der Natur sichtbar ist. Das ist die Landschaft. In diesem Sinn ist das Entstehen des landschaftlichen Blicks eine Kompensation für einen Verlust. Es ist – Ritter zufolge – also nicht einfach so, dass das neue Denken die Landschaft hervorgebracht hat, sondern in Reaktion auf das neue Denken ist ein neues Sehen entstanden. Dieses erlaubt, wesentliche Bedürfnisse zu erfüllen, die der Mensch hatte und die über diesen Bruch in der Art des Denkens, den Bruch zwischen der alten, kontemplativen Theorie und der neuen, in ihrem Wesen auf technische Naturbeherrschung gerichteten hinweg erhalten blieben, aber im Denken nicht mehr zu befriedigen waren […] Warum konnte gerade die Landschaft die Leerstelle füllen, die mit der modernen Wissenschaft entstanden war? Nun, die Landschaft ist das Ganze der Natur, aber so, wie dieses unserem Blick erscheint. Sie ist das Ganze: Auch wenn unser Blick unter den Dingen im Gesichtsfeld auswählt, so erscheint sie uns doch als das Ganze dessen, was uns umgibt; sie ist das Ganze der Gestalt, die wir aus dem Ausgewählten gebildet haben. […]
    Landschaften sind für ihn [d.i. den »klassische Konservativismus«] „gewachsene“ Einheiten des Landes und seiner Bewohner. Der Konservativismus (in der idealtypischen Zuspitzung, wie sie hier vorgenommen wird) versteht sich als Kampf für die Freiheit eben dieser Einheiten, die man sowohl durch den Absolutismus als auch durch die neuen Zentralmächte bedroht sah. Diese neuen Mächte waren zunächst die Demokratie der Französischen Revolution und dann vor allem die napoleonische Herrschaft. Im Namen der „alten Freiheit“ ging es also nicht nur gegen den Despotismus der Fürsten, sondern auch und immer mehr gegen die Fremdbestimmung durch den modernen Staat. Damit ging es aber gegen die Freiheit, nämlich gegen die neue Freiheit der Bürger (Bourgeois) und des gemeinen Volkes. Die alte Freiheit ist Freiheit von Gemeinschaften, nicht der Einzelnen, nicht Freiheit von Bürgern (Citoyen). Sie ist Freiheit vor-feudaler und vor-moderner Relikte von der Fremdbestimmung – jetzt durch die Mächte der Moderne. Der Kampf archaischer, oder als solche stilisierter, Bauerngesellschaften gegen „die Franzosen“, die Freiheit bringen, aber sich über die althergebrachten Freiheiten hinwegsetzen, wird zum beherrschenden Thema. […] In der konservativen Vorstellung der gewachsenen, organischen Einheit von Land und Leuten wurde das Bild der in alter Freiheit lebenden vor-feudalen Gesellschaften wieder lebendig. Das war eine Freiheit, die sich sehr unterschied von der auf der Autonomie der Vernunft gegründeten neuen Freiheit. Es war eine Freiheit des Lebens in „Landschaften“ im alten Sinn des Wortes, d.h. eines Lebens in hergebrachten Bindungen, das frei ist von Fremdbestimmung, und bald nur noch von der Fremdbestimmung, die sich auf die allgemeine Vernunft beruft. […]
    Die ästhetische Idee der Landschaft, die in den ökologischen Argumentationen immer den – wenn auch kaum bemerkten – Motivationshintergrund gebildet hat, ist […] die konservative. Sie ist verbunden mit der Vorstellung, dass eine schöne Landschaft traditionelle Kulturlandschaft mit regionaler Eigenart ist, dass also die Tradition wichtig ist und die Unverwechselbarkeit. Eben diese Landschaften aber drohen nun gerade durch den größten Erfolg der Ökologiebewegung zerstört zu werden, in einem Maße, wie es in der Geschichte vielleicht noch nie der Fall war. Eine der Erzeugung von Windstrom dienende Gegend in Norddeutschland hat mit der ersehnten Ideallandschaft keine Ähnlichkeit mehr, sie ist eine Industrielandschaft.

    Trepl, L. (2012). Die Idee der Landschaft: 57; 164-5; 238.

    2019

    [Es hat] sich inzwischen eine kulturhistorische Rekonstruktion der Genese des europäischen Landschaftsbegriffes etabliert, die diachron drei Hauptbedeutungen von ‚Landschaft‘ unterscheidet: einen ursprünglich rechtlich-­territorial­politischen (Landschaft als ‚regio‘ (Hard 1977, 1991; Kortländer 1977)) von einem späteren ästhetisch­-emotionalen (Landschaft als ‚Bild‘ und ‚Seelensymbol‘ (Hard 1977; Gruenter 1975 [1953])) und einem inzwischen etablierten physischen (Landschaft als ‚Erdraum‘ (Oppel 1884) oder ‚Erdgegend‘ (Leibenath und Gailing 2012)) Landschaftsbegriff

    Berr, K. & Schenk, W. (2019). Begriffsgeschichte. In: Kühne, O. et al. (eds.). Handbuch Landschaft, 23-37: 26.

Gruenter, R. (1953). Landschaft. Bemerkungen zu Wort- und Bedeutungsgeschichte. Germanisch-Romanische Monatsschrift N.F. 3, 110-120.

Wallthor, A.H. von & Quirin, H. (eds.) (1977). ‚Landschaft‘ als interdisziplinäres Forschungsproblem.

Hokema, D. (2013). Landschaft im Wandel? Zeitgenössische Landschaftsbegriffe in Wissenschaft, Planungspraxis und Alltag.

Berr, K. & Schenk, W. (2019). Begriffsgeschichte. In: Kühne, O. et al. (eds.). Handbuch Landschaft, 23-37.