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eccentricityExzentrizität (ger.)

  • The reflexive mode of existence of human beings; man’s ability to reflect upon its own position in the world.  
    man
    1917

    [[In der Welt des Geistes] geschicht die große Wendung, mit der uns die Reiche der Ideen entstehen: die Formen oder Funktionen, die das Leben um seiner selbst willen, aus seiner eigenen Dynamik hervorgetrieben hat, werden derart selbständig und definitiv, daß umgekehrt das Leben ihnen dient, seine Inhalte in sie einordnet, und daß das Gelingen dieser Einordnung als eine ebenso letzte Wert- und Sinnerfüllung gilt, wie zuvor die Einfügung dieser Formen in die Oekonomie des Lebens. […] Erst wenn jene große Axendrehung des Lebens um sie [d.i. die »geistigen Kategorien«] herum geschehen ist, werden sie eigentlich produktiv, ihre sachlich eigenen Formen sind jetzt die Dominanten, sie nehmen den Lebensstoff in sich auf und er muß ihnen nachgeben.]

    Simmel, G. (1917). Vorformen der Idee. Aus den Studien zu eine Metaphysik (Gesamtausgabe, vol. 13, Frankfurt/M. 2000, 252-298): 253.]

    1921

    [Ist die um das eigene Zentrum kreisende Kugel die Glyphe schlechthin des Lebensträgers und ihr Mittelpunkt die seiner Sonderseele, so hat hingegen der begeistete Lebensträger, kürzer gesagt, die Persönlichkeit, ein neues Zentrum ertauscht, um welches zu kreisen nunmehr gehalten ist auch der vorige Mittelpunkt; und Begeistetheit wäre sonach Exzentrizität der Seele. […] Wenn wir aus dem Altertum von vielen Ekstatikern vernehmen, daß sie im Zustande des „Enthusiasmus“ am ganzen Leibe geleuchtet hätten, so sehen wir in der Gieistesreligion des Christentums die leuchtende Aura nurmehr das Haupt der ,,Inspirierten“ umkränzen und schließlich als schwindende Strahlenkrone darüber schweben: ein echtes Symbol der Hinausverlegung des Lebens an den exzentrischen Ort des Geistes!

    Klages, L. (1921). Vom Wesen des Bewußtseins. Aus einer lebenswissenschaftlichen Vorlesung: 41-2; 43. (similar: Philosophische Schriften, Bonn 1974, 289).]

    1927

    [in genau demselben Augenblicke, da sich der Mensch aus der Natur herausstellte, um sie zum Gegenstand seiner Herrschaft und des neuen Kunst- und Zeichenprinzips zu machen – in eben demselben Augenblicke mußte der Mensch auch sein Zentrum irgendwie außerhalb und jenseits der Welt verankern. Konnte er sich doch nicht mehr als einfaches „Glied“ oder als einfacher „Teil“ der Welt erfassen, über die er sich kühn gestellt hatte! Nach dieser Entdeckung der Weltkontingenz und des seltsamen Zufalls seines nun weltexzentrisch gewordenen Seinskernes aber war dem Menschen noch ein doppeltes Verhalten möglich: […] Metaphysik […] [oder] Religion]

    Scheler, M. (1927). Die Sonderstellung des Menschen. Der Leuchter 8, 161-254: 249.] 

    1928

    Der Mensch als das lebendige Ding, das in die Mitte seiner Existenz gestellt ist, weiß diese Mitte, erlebt sie und ist darum über sie hinaus. Er erlebt die Bindung im absoluten Hier-Jetzt, die Totalkonvergenz des Umfeldes und des eigenen Leibes gegen das Zentrum seiner Position und ist darum nicht mehr von ihr gebunden. Er erlebt das unmittelbare Anheben seiner Aktionen, die Impulsivität seiner Regungen und Bewegungen, das radikale Urhebertum seines lebendigen Daseins, das Stehen zwischen Aktion und Aktion, die Wahl ebenso wie Hingerissenheit in Affekt und Trieb, er weiß sich frei und trotz dieser Freiheit in eine Existenz gebannt, die ihn hemmt und mit der er kämpfen muß. Ist das Leben der Tiere zentrisch, so ist das Leben des Menschen, ohne die Zentrierung durchbrechen zu können, zugleich aus ihr heraus, exzentrisch. Exzentrizität ist die für den Menschen charakteristische Form seiner frontalen Gestelltheit gegen das Umfeld.

    Plessner, H. (1928). Die Stufen des Organischen und der Mensch (Berlin 1975): 291-2.

    1928

    [in genau dem selben Augenblicke, da sich der «Mensch» aus der «Natur» herausstellte und sie zum Gegenstand seiner Herrschaft und des neuen Kunst- und Zeichenprinzips machte, – in ebendemselben Augenblicke mußte der Mensch auch sein Zentrum irgendwie außerhalb und jenseits der Welt verankern. Konnte er sich doch nicht mehr als einfachen «Teil» oder als einfaches «Glied» der Welt erfassen, über die er sich kühn gestellt hatte! Nach dieser Entdeckung der Weltkontingenz und des seltsamen Zufalls seines nun weltexzentrisch gewordenen Seinskernes war dem Menschen noch ein doppeltes Verhalten möglich: […] Metaphysik […] [oder] Religion]

    Scheler, M. (1928). Die Stellung des Menschen im Kosmos (Bonn 1991): 89-90.]

    1933

    Der Geist ist, wie man dies formulierte, »exzentrisch«, d.i. aus dem Zug oder Drang des Triebfeldes herausgenommen, für ihn ist die Welt ideieren und die Welt entwirklichen dasselbe. […] Daß aber »Begeistetheit Exzentrizität der Seele sei«, hatte Klages schon 1921 ausgesprochen.

    Gehlen, A. (1933). Wirklichkeitsbegriff des Idealismus (Gesamtausgabe, vol. II, Frankfurt/M. 1980, 183-197): 183. 

Fischer, J. (2000). Exzentrische Positionalität. Plessners Grundkategorie der Philosophischen Anthropologie. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 48, 265-288.