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morphologymorphologie (fr.); Morphologie (ger.)

  • Morphology is the biological subdiscipline that deals with the shape and (external) form of organisms. (HWB 2011)
    morphology
    1796
    Die Morphologie soll die Lehre von der Gestalt, der Bildung und Umbildung der organischen Körper enthalten; sie gehört daher zu den Naturwissenschaften.
    Goethe, J.W. von (ca. 1796). Betrachtung über Morphologie (LA, vol. I, 10, 137-144): 140; cf. Schmid, G. (1935). Über die Herkunft der Ausdrücke Morphologie und Biologie. Nova Acta Leopold. N.F. 2, 597-620: 613.
    1800
    die Lehre von der Form des menschlichen Körpers [...:] Morphologie des Menschen
    Burdach, K.F. (1800). Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst: 62 (§196).
    1810

    Materielle oder Stoffdarbietende Disciplinen sind: Anatomie, richtiger Morphologie, welche das räumliche Verhältniß des Organismus, das Verhältniß seiner Theile, wie sie außer und neben einander existiren, ihre Form und Lage betrachtet

    Burdach, K.F. (1810). Die Physiologie: 4.

    1817

    Alle Erkenntniß ist Einsicht in den ursächlichen Zusammenhang der Erscheinungen. Sie faßt das Daseyn, wie es aus seinem Grunde hervortritt und in Wirkungen sich offenbart; sie schauet an das innre Band, welches die Dinge verknüpft, die Einheit, welche der äussern Mannichfaltigkeit zum Grunde liegt; sie dringt in die Bedeutung des Ersscheinens, als dessen Quell. […] Wenn nun auf solche Weise auch die Morphologie zur Wissenschaft sich erhebt, so sieht sie die Gestalt nicht mehr als ein Gewordnes, sondern als ein Werden, das aus dem stetig zeugenden und schaffenden Leben hervorgeht; sie betrachtet den lebendigen Leib, und nimmt sie den Leichnam zu Hülfe, so ist ihr dieser blos der Abguß des ewig bewegten, immer regsamen, unabläßig sich bildenden Organismus, dessen Erkenntniß ihr wahres Ziel ist; das Verwesende vor sich habend, dringt sie in die Wesenheit der lebendigen Gestaltung ein. Die Gestaltung ist eins mit dem Leben, unzertrennlich mit ihm verschlungen, und selbst ein Offenbarwerden desselben: so kann sie auch nur aus ihm abgeleitet und erklärt werden. […] Nach dem Allen muß die Morphologie ihrem Wesen und Berufe gemäß die Aufgabe sich stellen, den Sinn und die Bedeutung der organischen Gestalten, den Gedanken, der aus den Bildungen hervorleuchtet, zu erforschen. Demnächst kommt es ihr zu, die Bildungsgesetze zu erkennen, und aufzufassen dasVerfahren, wodurch die schaffende Natur die Gestaltung zu Stande bringt, die Art des Beginnens und Fortschreitens der Bildung, den Einfluß, welchen sie ausübt, und unter welchem sie hinwiederum steht.

    Burdach, K.F. (1817). Ueber die Aufgabe der Morphologie: 19; 21-2; 31.

    1855
    [Es wird] die Morphologie zu einem Theile, zu einem neuen Theile der Physiologie werden. Ebenso wie man gegenwärtig strebt, die Combination von Wirkungen zu ermitteln, auf welcher eine bestimmte Krystallform oder die Bildung und Umbildung der Zelle beruht, so wird man sich auch Wege zu eröffnen suchen, um die bewirkenden Ursachen der Anordnung der Organe zu ermitteln: man wird eine Physiologie der Plastik dereinst anstreben.
    Bergmann, C. & Leuckart, R. (1852/55). Anatomisch-physiologische Uebersicht des Thierreichs. Vergleichende Anatomie und Physiologie: 36.
    1861

    Morphology [is] wissenschaftliche anatomy, or the doctrine of the conditions of form of the human body; that is, […] not the usual descriptive anatomy, rather formation should be understood in its laws; embryology, histology and the so-called anatomy of organs and systems belong to it; it is to be distinguished from the usual systematic anatomy, which only gives us a synopsis [Zusammenstellung] of the facts […]; wissenschaftliche anatomy [that is, morphology] is a true Wissenschaft, which is more than the usual anatomy, which is only so to speak a dictionary.

    Kölliker, A. von (1861). Vorlesung über Physiologie [acc. to the notes by F. Sidler; Medhist. Inst. Zürich; transl. in: Nyhart, L. K. (1995). Biology Takes Form. Animal Morphology and the German Universities, 1800-1900: 88].

    1862
    Die Morphologie ist ihrer Natur nach idealistisch; ohne die Idee des Lebens fehlt ihr das innere Band ihrer Anschauungen
    Braun, A. (1862). Rede zur Feier des acht und sechigsten Stiftungstages des medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts: 13.
    1866
    Die Physiologie oder Biodynamik beschreibt und erklärt die Leistungen (Functionen, Bewegungen, Kräfte) der Organismen. Die Morphologie beschreibt und erklärt die Formen (äussere Gestalt und innere formelle Zusammensetzung) der Organismen
    Haeckel, E. (1866). Generelle Morphologie der Organismen, 2 vols.: I, 20.
    1875
    inductive Morphologie
    Sachs, J. (1875). Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860: 185.
    1876

    [Es] entstand auch die organische Formenlehre oder Morphologie, die Wissenschaft vom Zusammenhang der organischen Formen. […] [Es] gilt Vielen nur die Prüfung des Aeusseren eines Organismus als Morphologie, Anderen ist sie Beschreibung jeglichen Formbefundes, und wieder Anderen tritt sie sogar zur Anatomie im Gegensatze auf. Von der inneren Bedeutung des Wortes kommt bei all diesen Anwendungen so gut wie gar nichts in Betracht. […] [D]ie Morphologie […] zeigt der Anatomie die wechselseitigen Beziehungen der Organisationen, und lehrt sie in der Entwickelungsgeschichte die niederen Zustände erkennen, aus denen die höheren phylogenetisch hervorgingen, und der Entwickelungsgeschichte wiederum verleiht sie Verständniss für die mannigfachen, auf der Bahn der Ontogenie sich folgenden Stadien, indem sie jedes einzelne derselben als Vererbung aus einem niederen Zustande nachweist. Wie immer auch die Sonderforschung im Gebiete der Anatomie oder der Entwickelungsgeschichte specielle Ziele im Auge haben mag, sie wird dabei jenes morphologischen Standpunctes sich nicht entäussern dürfen, und je vollständiger sie von da aus ihren Gegenstand zu beherrschen bestrebt ist, eine desto höhere Stufe wird ihre wissenschaftliche Leistung einzunehmen vermögen.

    Gegenbaur, C. (1876). Die Stellung und Bedeutung der Morphologie. Morphol. Jahrb. 1, 1-19: 1; 2; 19.

    1893

    [Zur Zeit sind fast sämmtliche Lehrstühle der Zoologie von „Morphologen“ eingenommen. Die systematische Zoologie hat ihren Boden an den Deutschen Universitäten verloren

    Hertwig, R. (1893). Zoologie und vergleichende Anatomie. In: Lexis, W. (ed.). Die deutschen Universitäten, vol. 2, 95-111: 99.]

    1893
    experimentelle Morphologie
    Goebel, K. (1893). Zur Geschichte unserer Kenntniss der Correlationsvorgänge. Flora 77, 38-42: 38.
    1928
    Die Morphologie betrachtet die Gestalt nicht als Materie, sondern als in ihr ausgedrückte Erscheinung, die sich allein dem Sinne des Auges erschließt. Gestalt ist für sie die anschaulich erfaßte Ganzheit des Organismus und als solche unanalysierbar, d.h. sie geht, wie die exakten Wissenschaften vom ›Element‹ (ob dieses nun Elektron, Atom oder Mizell heißt), aus von der Gestalt und sucht deren Wesen, ihre innere Einheit, im gegenseitigen Vergleich mit anderen Gestalten zur Anschauung zu bringen
    Troll, W. (1928). Organisation und Gestalt im Bereich der Blüte: 5.
    1935
    Morphology [...] must be intimate with function, since it must see forms as plastic physical adaptations to the work to be performed
    Snodgrass, R.E. (1935). Principles of Insect Morphology: 1.
    1936
    Morphologie läßt sich […] nur dann voraussetzungslos und unverfälscht betreiben, wenn jeglicher Gedanke an die deszendenztheoretische Phylogenese wegfällt
    Steiner, B. (1936). Stilgesetzliche Morphologie. Zur Logik der organischen Form: 37.
    1938
    definitionsgemäß kann Morphologie nach wie vor nur gegebene räumliche Beziehungen beschreiben oder erklären, und wenn man dazu übergeht, räumliche Veränderungen zu untersuchen, begibt man sich eben auf das Gebiet der Physiologie
    Frey-Wyssling, A. (1938). Submikroskopische Morphologie des Protoplasmas und seiner Derivate: 6.
    1948
    We postulate that it is not the business of the student of comparative morphology, to inquire into the function of a structure. It is his business merely to trace the history of a structure
    Ferris, G.F. (1948). The princples of comparative morphology. Micorentomol. 13, 49-56.
    1955
    Es ist ein Wagnis, in der Gegenwart [vor einem Auditorium von Zoologen] über Morphologie zu sprechen
    Weber, H. (1955). Stellung und Aufgaben der Morphologie in der Zoologie der Gegenwart. Verh. deutsch. zool. Ges. 1954 (= Zool. Anz., Suppl. 18), 137-159: 137f.
    1955
    Die Morphologie […] ist die Wissenschaft von der Selbstdarstellung der Organismen und klärt gemeinsam mit der Physiologie die besonderen Formmerkmale der Organismen, die als Anpassungen an die Umgebung, an den Stoffwechsel oder an die Arterhaltung zu verstehen sind.
    Portmann, A. (1955). Das Lebendige als vorbereitete Beziehung. Eranos-Jahrbuch 24, 485-506: 502.
    1955
    Morphologie der Verhaltensformen
    Weber, H. (1955). Stellung und Aufgaben der Morphologie in der Zoologie der Gegenwart. Verh. deutsch. zool. Ges. 1954 (= Zool. Anz., Suppl. 18), 137-159: 140.
    1980
    The failure of morphology to assimilate Darwinism
    Ghiselin, M. (1980). The failure of morphology to assimilate Darwinism. In: Mayr, E. & Provine, W. (eds.). The Evolutionary Synthesis, 180-193.
    1982

    morphology 1: The study of form and structure of organisms. 2: The form and structure of an organism, with special emphasis on external features; morphologic, morphological. 3: The structural features of rocks and sediments.

    Lincoln, R.J., Boxshall, G.A. & Clark, P.F. (1982). A Dictionary of Ecology, Evolution and Systematics: 160.

    2006
    The failure of morphology to contribute to the modern synthesis [...] morphology contributed virtually nothing to the Synthesis
    Ghiselin, M.T. (2006). The failure of morphology to contribute to the modern synthesis. Theor. Biosci. 124, 309-316: 310.
    2011

    Die Morphologie ist die biologische Teildisziplin, die von den Gestalten und (äußeren) Formen der Organismen handelt.

    Toepfer, G. (2011). Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, vol. 2: 624.

Russell, E.S. (1916). Form and Function. A Contribution to the History of Animal Morphology.

Schmid, G. (1935). Über die Herkunft der Ausdrücke Morphologie und Biologie. Nova Acta Leopold. N.F. 2, 597-620.

Mollenhauer, D. (1981). Niedergang der Vergleichenden Morphologie – Verlust für die Botanik. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 4, 73-87.

Nyhart, L. (1995). Biology Takes Form. Animal Morphology and the German Universities, 1800-1900.

Larson, J.L. (1996). Interpreting Nature. The Science of Living Form from Linnaeus to Kant.

Mocek, R. (1998). Die werdende Form. Eine Geschichte der Kausalen Morphologie.

Hertler, C. (2001). Morphologische Methoden in der Evolutionsforschung.

Kaplan, D.R. (2001). The science of plant morphology: definition, history, and role in modern biology. American Joumal of Botany 88 (10), 1711-1741.