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organismὀργανισμός (gr.); organismus (lat.); organisme (fr.); Organismus (ger.)

  • 1) Organization; ordered structure of a physical body or abstract system.
    organism organized body
    1684
    De officio, & sine organico Intestinorum, seu Organismi eorum Formali
    Stahl, G.E. (1684). De intestinis, eorumque morbis ac symptomatis, eognoscendis & curandis: [9] (title of sect. 1, part 2).
    1684
    super sanguinis in sui multiplicatione organismum stabilito
    Stahl, G.E. (1684). De sanguificatione in corpore semel formato: IV, 3, l (last paragraph).
    1687
    la machine ou l’organisme c’est à dire l’ordre leur est comme essentiel jusque dans les moindres parties.

    Leibniz, G.W. (1687). Letter to Antoine Arnauld from Oct., 9, 1687 (Leibniz, Philosophischer Briefwechsel, vol. 1: Der Briefwechsel mit Antoine Arnauld, ed. R. Finster, Hamburg 1997): 308.

    1701
    Organism of a Body [...] Organism of the Eye
    Grew, N. (1701). Cosmologia sacra: 34; 42.
    1704
    l’Organisme, c’est à dire l’ordre et l’artifice est quelque chose d’essential à la matière produite et arrangée par la sagesse souveraine

    Leibniz, G.W. (1704). Letter to Lady Masham from the beginning of May 1704 (Philosophische Schriften, vol. 3, ed. C.I. Gerhardt, Berlin 1887): 340; cf. letter from June, 30, 1704 (op. cit.: 356).

    c. 1705
    Et nihil aliud organismus viventium est quam divinior mechanismus in infinitum subtilitate procedens
    Leibniz, G.W. (ca. 1705). Fragment (Opuscules et fragments inédits, ed. Couturat, L., Hildesheim 1988): 16 (§ 13).
    1706
    so astonishing and wonderful is the Organisms, Parts and Functions of Plants and Trees, that some have […] attributed Animal Life to them, and that they were living creatures
    Evelyn, J. (1664/1706). Sylva, or A Discourse of Forest-Trees and the Propagation of Timber in His Majesties Dominions (4th ed.): 353.
    1739
    Wird doch auch der Organismus vom Menschen an bis aufs verächtlichste und kleinste Gewürme, und von den Zoophytis bis auf die geringsten Pflantzen immer einfacher

    Zedler, J.H. (1739). Moleculæ minerales. In: Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, vol. 21, 897-901: 898.

    1740
    Organismus, ist nichts anderes, als die Einrichtung der Theile eines organischen Cörpers. Er ist wenig oder gar nicht von dem Mechanismo unterschieden.

    Zedler, J.H. (1740). Organismus. In: Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, vol. 25, 1868.

    1801

    nichts [ist] ein erhabenerer Ausdruck der Vernunft, und nichts der philosophischen Betrachtung würdiger als jener Organismus, den wir Sonnensystem nennen.

    Hegel, G.W.F. (1801). Dissertatio philosophica de orbitis planetarum (germ. Philosophische Erörterungen über die Planetenbahnen, transl. by W. Neuser 1986): 81.

    1803
    Organismus ist ein bestehender Kreis von Wechselwirkungen
    Wagner, J.J. (1803). Von der Natur der Dinge: 472 (§474).
    1806

    la conservation de la vie est attachée aux sympathies des organes; ainsi qu’à l’organisme de leurs fonctions

    Barthez, P.J. (1778/1806). Nouveaux élémens de la science de l’homme, vol. 2: 5.

    1842
    Organismus ist für uns nichts Anderes, als eine bestimmte, einem Naturzweck entsprechende, Richtung und Combination rein mechanischer Processe
    Lotze, H. (1842). Leben. Lebenskraft (Kleine Schriften, vol. 1, Leipzig 1885, 139-220): 161.
    1849
    [E]in lebendiger Organismus, das heisst ein bestimmt angeordnetes System von körperlichen Theilen, in denen durch ein in regelmässiger Periodicität sich selbst erhaltendes Spiel von Kräften ein beständiger Abfluss veränderlicher Zustände bedingt wird […, ein] Complex in lebendiger Wechselwirkung begriffener Kräfte [...] und eine Verbindung auf einander wirkender Organe, die zu ihrer Erhaltung sich gegenseitig Zweck und Mittel sind
    Schleiden, M.J. (1842-43/49). Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik nebst einer methodologischen Einleitung als Anleitung zum Studium der Pflanze: 141. 
  • 2) Living being, individual, living creature, organized system.
    1793
    [Ein] Organismus [ist ein Wesen, das Veränderungen] erfährt, erleidet oder vornimmt [und diese Veränderungen sind es, die insgesamt] sein Leben ausmachen.
    Kielmeyer, C.F. [1790/93]. Entwurf zu einer vergleichenden Zoologie (Gesammelte Schriften, Berlin 1938, 13-29): 21.
    c. 1800

    Daß aber diesen Körpern [d. i. den organischen] auch ein Vermögen zukomme ihre Species aus der vorliegenden Materie durch Fortpflanzung zu erhalten gehört nicht notwendig zum Begriffe des Organismus, sondern ist ein empirischer Beysatz

    Kant, I. [c. 1800]. [Zwölftes Convolut]. In: Opus postumum (AA, vol. XXII): 547.

    1802

    das ganze Reich der lebenden Organismen

    Treviranus, G.R. (1802). Biologie, vol. 1: 68.

    1804
    [Die] eigentlichen Organismen [sind] jene Universa im kleinen [, die] einzelne Abdrücke des absoluten Universums sind.
    Schelling, F.W.J. (1804). System der gesamten Philosophie (Werke München 1956, 2. supp. vol.): 301.
    1810
    Ein Organismus ist ein in sich geschloßnes Ganzes mannichfaltiger, einander gegenseitig bestimmender Bildungen und Thätigkeiten, welches in jedem seiner einzelnen Theile den Charakter des Ganzen in sich trägt, und bey stetem Wechsel der Erscheinungen seinen eigenthümlichen Charakter continuirlich behauptet.
    Burdach, K.F. (1810). Die Physiologie: 67.
    1810
    Ein individualer, totaler, in sich geschlossener, durch sich selbst erregter und bewegter Körper, heißt Organismus.
    Oken, L. (1810). Lehrbuch der Naturphilosophie, 3 vols., II: 10 (Nr. 817).
    1811

    Der Organismus ist nicht blos etwas leidendes, durch Außendinge bestimmbares und bestimmtes, sondern etwas selbstthätiges, sich selbst bestimmendes, selbst bei dem Affizirtwerden von außen thätiges und auf die Außendinge reagirendes, und ihre Wirkung spezifisch, daher sehr mannichfaltig, gestaltendes.    

    Hufeland, C. (1811). Rechenschaft an das Publikum über mein Verhältnis zum Brownianismus. Journal der practischen Heilkunde 32, 3-29: 18. 

    1816
    Den Inbegriff einer gewissen Anzahl zusammengesetzter, mit einander verknüpfter, gegenseitig auf einander wirkender, und durch ihr gemeinsames Wirken einander thätig und wirksam erhaltender Apparate, welche gerade durch ihre gegenseitige harmonische Zusammenwirkung einem allgemeinen großen Zweck, nämlich der Erhaltung des Ganzen, entgegenstreben, bezeichnet die Naturkunde durch die Benennung Organismus.
    Lucae, S.C. (1816). Entwurf eines Systems der medicinischen Anthropologie: 1.
    1823

    Jedes lebendige Wesen, inwiefern es aus sich selbst Mittel seiner verschiedenen auszuübenden Wirkungen, d.i. Werkzeuge, Organe, erschafft, heißt Organismus.

    Carus, C.G. (1823). Grundzüge der allgemeinen Naturbetrachtung (Einleitung zu dem noch ungedrucktem Werke über die Ur-Theile des Schalen- und Knochengerüstes). In: Goethe, J.W. von (1823). Zur Morphologie, vol. 2, 84-95: 87-8.

    1829

    Organisch ist, nach dem gewöhnlichsten Sprachgebrauche, der Naturkörper, wenn er dergestalt beschaffen ist, daß er ein aus mehrern einzelnen Theilen zusammengesetztes Ganze ausmacht und zwar so, daß jeder von den einzelnen Theilen den übrigen nothwendig ist und diese wiederum zu seiner eigenen Existenz bedarf; oder in einem Organismus wird der einzelne Theil, das einzelne Organ nur durch die andern Theile, die andern Organe, und das Ganze durch die einzelnen Theile bedingt.    

    Berthold, A.A. (1829). Lehrbuch der Physiologie des Menschen und der Thiere, vol. 1: 83.    

    1834
    Die organischen Körper unterscheiden sich nicht bloss von den unorganischen durch die Art ihrer Zusammensetzung aus Elementen, sondern die beständige Thätigkeit, welche in der lebenden organischem Materie wirkt, schafft auch in den Gesetzen eines vernünftigen Plans mit Zweckmäßigkeit, indem die Theile zum Zwecke eines Ganzen angeordnet werden, und dies ist gerade, was den Organismus auszeichnet. […] Im Organismus ist also eine die Zusammensetzung aus ungleichen Gliedern beherrschende Einheit des Ganzen.
    Müller, J. (1834-40). Handbuch der Physiologie des Menschen, 2 vols.: I, 18f.
    1858-59
    Jeder Organismus ist ein Kreis, in welchem die einzelnen Glieder sich wechselseitig bedingen, voraussetzen und erläutern
    Schiff, J.M. (1858-59). Lehrbuch der Physiologie des Menschen, vol. 1: 4.
    1878
    [L]’organisme vivant est une association de cellules ou d’éléments plus ou moins modifiés et groupés en tissus, organes, appareils ou systèmes. C’est donc un vast mécanisme qui résulte de l’assemblage de mécanisme secondaires
    Bernard, C. (1878-79). Leçons sur les phénomènes de la vie communs aux animaux et aux végétaux, 2 vols.: I, 357.
    1895

    [Wir finden,] dass ein ›principieller‹ Gegensatz zwischen lebendigen Organismen und anorganischen Körpern nicht besteht. Gegenüber der Gesammtheit der anorganischen Natur besteht das Charakteristicum der Organismen nur in dem ausnahmslosen Besitz gewisser hochcomplicirter chemischer Verbindungen, vor Allem der Eiweisskörper

    Verworn, M. (1895). Allgemeine Physiologie. Ein Grundriss der Lehre vom Leben: 130.

    1899

    Der Begriff des Organismus ist ein wesentlich teleologischer, auf den Begriff des Zwecks und der Zweckmäßigkeit gebauter, ohne den Gedanken des Zwecks unfaßbarer und undenkbarer Begriff

    Liebmann, O. (1899). Organische Natur und Teleologie. In: Gedanken und Thatsachen. Philosophische Abhandlungen, Aphorismen und Studien, Zweites Heft, 230-275: 236.

    1911
    An organism is a complex, definitely coördinated and therefore individualized system of activities, which are primarily directed to obtaining and assimilating substances from an environment, to producing other similar systems, known as offspring, and to protecting the system itself and usually also its offspring from disturbances emanating from the environment
    Wheeler, W.M. (1911). The ant-colony as an organism. J. Morphol. 22, 307-325: 308.
    1912

    Organismus, Lebewesen, ein individualisiertes Naturwesen, welches die Erscheinungen des Lebens zeigt, vor allem Stoffwechsel (Ernährung, Wachstum) und Fortpflanzung.

    Schmidt, H. (1912). Wörterbuch der Biologie: 370.

    1922

    Der Organismus ist ein Naturding von einem hohen Mannigfaltigkeitsgrad der es zusammensetzenden Stoffe, ihrer Anordnung und der an ihm vor sich gehenden Veränderungen, bei dem ein großer Teil der Vorgänge so verläuft, daß sie die Erhaltung der Ganzheit dieses Naturdings bedingen oder zur Erzeugung und Erhaltung von Naturdingen derselben Art führen.

    Ungerer, E. (1922). Die Teleologie Kants und ihre Bedeutung für die Logik der Biologie: 78.

    1926
    Ein Organismus ist [...] eine Einheit; die Selbsttätigkeit bei den Teilen, bei den Wirksamkeiten oder bei den Manifestationen der Einzeleigenschaften kann nur relativ sein: Alles ist koordiniert, d.h. zusammengeordnet zu einem Ganzen, welches ein gewisses Einheitsgepräge besitzt
    Johannsen, W. (1909/26). Elemente der exakten Erblichkeitslehre: 336.
    1933

    Der Organismus geht zwar im Materiellen und seiner Gesetzlichkeit nicht auf, aber er enthält beides doch in sich; er ist ein räumlich körperhaftes Gebilde, hat Schwere und Trägheit wie jeder andere physische Körper auch, seine Zellen bestehen aus Atomen. Der Organismus ist gewiß mehr als das alles, aber er streift es nicht ab, läßt es nicht hinter sich. Er behält es bei, „überformt“ es nur, bildet daraus wie aus Elementen etwas Höheres. [...] Das Seelenleben „enthält“ den Organismus nicht in sich, Organe sind nicht seine Elemente, auch nicht im äußerlichsten Sinne; ebensowenig sind die Gesetze des Organismus seine Bausteine. Das Seelische ist nicht nur mehr als das alles, ist keine Überformung des Organischen, es ist vielmehr etwas toto genere anderes. Es hat die Eigenart des organischen Seins und seiner Formung hinter sich gelassen, abgestreift. Sein Verhältnis zu ihm beschränkt sich auf das nackte Getragensein. Die Abhängigkeit ist also weit entfernt, aufgehoben zu sein: im Seelenleben spiegeln sich die organischen Zustände, sie beeinflussen, bedrängen es mannigfach, aber sie sind nicht die seinigen, gleichen ihm auch nicht. Darum ist die Autonomie des Seelischen über dem Organisschen von anderer Art und Größenordnung als die des Organischen über dem Materiellen. Man kann dieses Verhältnis im Gegensatz zur Überformung als „Überbauung“ bezeichnen. Das Bild will besagen: es erhebt sich hier im Aufruhen auf dem Niederen ein Höheres über ihm, in welchem die Kategorien des Niederen nicht alle wiederkehren – ein Reich von Gebilden, die sich von wesentlichen Grundkategorien der tragenden Schichten vollständig emanzipiert haben und dadurch gleichsam „aus anderem Stoff gemacht“ dastehen.

    Hartmann, N. (1933). Das Problem des geistigen Seins. Untersuchungen zur Grundlegung der Geschichtsphilosophie und der Geisteswissenschaften: 57-8; 2nd. ed. 1949: 67-8.

    1937
    Der Organismus bedeutet ein System, in welchem die Elemente und Vorgänge in einer bestimmten Weise geordnet sind, und in welchem letzten Endes jeder Einzelteil, jedes Einzelgeschehnis von allen anderen Teilen, allen anderen Geschehnissen abhängt.
    Bertalanffy, L. von (1937). Das Gefüge des Lebens: 12.
    1949
    The living organism may be defined, though somewhat incompletely, as a physiochemical mechanism that is selfregulating and self-perpetuating, and is in process of equilibration with its environment
    Allee, W.C., Emerson, A.E., Park, O., Park, T. & Schmidt, K.P. (1949). Principles of Animal Ecology: 1
    1950
    A living organism may be described as a compact physical system of mechanically connected parts whose states and activities are related by an integrated set of directive correlations which, over and above any proximate focal condition, have the continued existence of the system as an ultimate focal condition
    Sommerhoff, G. (1950). Analytical Biology: 195.
    1952
    Ein Organismus ist ein abgeschlossenes, charakteristisch geformtes, wachstums- und vermehrungsfähiges Gebilde, aufgebaut aus ›organischen‹ und ›anorganischen‹ Stoffen, begabt mit den Eigenschaften der Irritabilität, der Selbsterhaltung und des Stoffwechsels.
    Bethe, A. (1952). Allgemeine Physiologie: 1.
    1967

    Organismus, 1) die Gesamtheit einzelner miteinander und aufeinander wirkender Organe […] 2) im allgemeinsten Sinne jedes Lebewesen. Jeder O. ist ein zur Selbstreproduktion fähiges individuelles System, das die Eigenschaften des Stoffwechsels, der Regeneration, des Wachstums, der Entwicklung, der Vermehrung und der Reizbarkeit besitzt.

    Anonymus (1967). Organismus. In: Stöcker, F.W. & Dietrich, G. (eds.). Brockhaus ABC Biologie, 604; unchanged in 2nd ed. 1986, vol. 2: 643.

    1982
    The organism is a physically discrete machine, usually walled off from other such machines. It has an internal organization, often of staggering complexity, and it displays to a high degree the quality […] of being sufficiently heterogenous in form to be rendered non-functional if cut in half
    Dawkins, R. (1982). The Extended Phenotype: 250.
    1991

    a material system is an organism if, and only if, it is closed to efficient causation. That is, if f is any component of such a system, the question “why f?” has an answer within the system, which corresponds to the category of efficient cause of f.

    Rosen, R. (1991). Life Itself. A Comprehensive Inquiry into the Nature, Origin, and Fabrication of Life: 244.

    1997
    We designate something as an organism, not because it is n steps up on the ladder of life, but because it is a consolidated unit of design, the focal point where lines of adaptation converge. It is where history has conspired to make betweenunit selection efficacious and within-unit selection impotent. There may be a few active infra-organismal agents, relics of the old order or renegades within the new, but these seem to be remarkably rare. There may also be some supraorganismal cooperation between organisms, but it is haphazard; you cannot pick a level above the organism and expect to see all cooperation and no conflict
    Queller, D.C. (1997). Cooperators since life began. Quart. Rev. Biol. 72, 184-188: 187.
    2002

    ich [verstehe] unter einem Organismus den sich selbst integrierenden Lebensprozess, nicht etwa den Körper und dessen Beschaffenheit

    Quante, M. (2002). Personales Leben und menschlicher Tod. Personale Identität als Prinzip der biomedizinischen Ethik: 64.

    2005
    [A]n organism is:
    a. a living agent [..., i.e.] a physically bounded locus of causation
    b. that belongs to a reproductive lineage, some of whose members have the potential to possess an intergenerational life cycle, and
    c. which has minimal functional autonomy [... i.e.:]
    Organisms are to some extent free from what lies beyond their boundary, and organisms have a life of their own, they exercise control over themselves.
    Wilson, R.A. (2005). Genes and the Agents of Life: 59; 50; 63.
    2006
    Organismen sind vergleichsweise stabile dynamische Systeme, die aus Materie- und aus Form-Teilen bestehen, deren Interaktion Selbsterhaltung ermöglicht und eine Voraussetzung für sie ist. Organismen sind ferner ›offene Systeme, die kontinuierlich mit ihrer Umwelt in Wechselbeziehung stehen‹ [Campbell 1997, 10], was üblicherweise so verstanden wird, daß sie Energie und Materie mit ihrer Umwelt austauschen. Organismen zeichnen sich schließlich dadurch aus, daß sie sich bei bestimmten außergewöhnlichen Situationen, wie z.B. bei bestimmten Verletzungen, selbst reparieren können oder daß sie bei normalen Störungen angemessen (z.B. ausgleichend) reagieren können
    Buddensiek, F. (2006). Die Einheit des Individuums. Eine Studie zur Ontologie der Einzeldinge: 30.
    2011

    Ein Organismus ist ein materielles System aus wechselseitig voneinander abhängigen Teilen und Prozessen, das in physischer und funktionaler Hinsicht eine integrierte Einheit bildet und charakteristische Funktionen und Aktivitäten (wie Ernährung, Schutz vor Störungen und Rezeption von Umweltereignissen) aufweist. Die physische Einheit eines Organismus besteht in seiner materiellen Verfasstheit in einem kontinuierlich bestehenden kohärenten Körper, dessen Stoffe und Form jedoch einem Wechsel unterliegen können (durch Metabolismus und Metamorphose). Die funktionale Einheit des Systems besteht in seiner Organisation, d.h. in einem Gefüge aus Prozessen, die seine materiellen Teile erzeugen und erhalten und die damit (als Prozesse eines jeweiligen Typs) wechselseitig voneinander abhängen. Dieses Zusammenspiel seiner Funktionen und Aktivitäten konstituiert die Identität des Systems über alle Stoff und Formänderungen hinweg. Das zeitliche Ende eines Organismus (sein Tod) tritt entweder mit der Zerstörung der Einheit der Wechselseitigkeit seiner Teile ein oder mit seiner Teilung in gleich große Nachkommenorganismen (bei Organismen, die dazu in der Lage sind, wie den Einzellern). Über das in der Regel vorhandene besondere Vermögen der Fortpflanzung hat ein Organismus die Fähigkeit, (in der Interaktion mit anderen) neue Organismen der gleichen Art hervorzubringen. In selektionstheoretischer Perspektive bildet ein Organismus diejenige Ebene der Selektion, auf der die Konkurrenz unter den replikationsfähigen Teilen der Einheiten dieser Ebene (wie den Zellen und Genen eines Organismus) minimal ist, die Konkurrenz zu anderen Entitäten auf dieser Ebene (den anderen Organismen der gleichen Art) aber maximal.

    Toepfer, G. (2011). Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, vol. 2: 777.

  • 3) The totality of nature considered as an ordered and lawful system.
    organism
    1798

    [Es gilt, dass ein] Princip die Continuität der anorgischen und der organischen Welt unterhält, und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft

    Schelling, F.W.J. (1798). Von der Weltseele (AA I, 6): 257.

    1799

    alle Thätigkeit der Natur [ist] auf einen absoluten Organismus gerichtet […] Vorausgesetzt, daß die gesamte Natur = Einer Organisation ist, so kann innerhalb der Natur nichts zu Stande kommen, was nicht in diesen allgemeinen Organismus sich fügte, oder ihm unterworfen wäre […] Der allgemeine Organismus wirkt absout assimilirend

    Schelling, F.W.J. (1799). Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie für Vorlesungen (AA I, 7): 117.

    1802

    Jede einzelne Kraft in dieser unermeßlichen Schaar [von einander entgegengesetzten Kräften], die der Verstand nicht mehr zu fassen vermag, ist also durch alle übrige, und alle übrige sind durch jede einzelne. Jede ist Ursache und zugleich Wirkung, Mittel und zugleich Zweck, jede ein Organ, und das Ganze ein gränzenloser Organismus.

    [Es gilt,] daß das ganze Reich der lebenden Organismen ein Glied des allgemeinen Organismus ausmacht, und daß jedes lebende Individuum zur Erhaltung dieses Gliedes das Seinige beytragen muß

    Treviranus, G.R. (1802). Biologie oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Aerzte, vol. 1: 34; 68.  

    1830

    der geologische Organismus der Erde

    Hegel, G.W.F. (1817/30). Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (Werke, vols. 8-10, Frankfurt/M. 1986): II, 361.

    1848

    Sagt man, der Pflanzen-Organismus sei nur als ein, im Ganzen aufgehendes, Glied des Gesammtorganismus zu betrachten, vergleichbar einer Drüse , welche die Stoffe des größern Organismus, in den sie eintritt, in sich verarbeitet und wiedergiebt, so sieht man nicht ab, was in dieser Hinsicht von der Pflanze ausgesagt werden könnte, das nicht dem Thiere ebenso zukäme.

    Fechner, G.T. (1848). Nanna oder über das Seelenleben der Pflanzen: 308.

  • 4) The ecological system of interdependent organisms belonging to different species, or of organisms and abiotic factors
    community
    1864

    Kein Geschöpf kann ohne die anderen bestehen. Wir wollen den Satz nicht gar zu allgemein machen, wir wollen nicht sagen, jedes Geschöpf braucht alle anderen zu seiner Existenz, weil der Satz bestritten werden könnte und zu weitläufig für unsere Betrachtung wäre, allein in einer Beschränknng, welche sich bei alledem mächtig der Allgemeinheit nähert, ist der Satz vollkommen wahr und man kann die Geschöpfe in ihrer Gesammtheit als Glieder eines einzigen großen Organismus betrachten.

    [Vollmer, C.G.W.] (1864). Der Mensch, die Räthsel und Wunder seiner Natur, vol. 1. Allgemeiner Theil: 180.

    1880

    Die Summe, oder besser gesagt die Resultante aller der Kräfte, welche gleichzeitig im Einzelthier thätig sind, nennen wir sein individuelles Leben; das allgemeine Wohlbefinden desselben, seine Fähigkeit, die einmal erworbene Stellung in dem Kampfe um die Existenz zu behaupten, sind das Resultat der Combination verschiedenartiger und oft auch einander widerstreitender Handlungen (Functionen) aller einzelnen Organe. Dasselbe gilt für die Species, wenn man sie als Glieder eines einzigen grossen Organismus ansieht; auch dieser erhält die erworbene Stellung im Leben – d.h. die augenblickliche Vertheilung seiner Glieder auf der Erdoberfläche – nur durch die mitunter zusammenwirkenden, mitunter auch einander entgegenwirkenden Thätigkeiten (Functionen) der verschiedenen, ihn zusammensetzenden Arten unter oder gegen den Einfluss der äusseren Lebensbedingungen.

    Semper, K.G. (1880). Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere, 2 vols.: I, 39-40.

    1916

    the unit or climax formation is an organic unity. As an organism the formation arises, grows, matures, and dies

    Clements, F.E. (1916). Plant Succession. An Analysis of the Development of Vegetation: 3.

    1916

    Jede Lebensgemeinschaft bildet mit dem Lebensraum, den sie erfüllt, eine Einheit, und zwar eine in sich oft so geschlossene Einheit, daß man sie gleichsam als einen Organismus höherer Ordnung bezeichnen kann

    Thienemann, A. & Kieffer, J.J. (1916). Schwedische Chironomiden. Archiv für Hydrobiologie Supplement 2, 483-553: 485.

    1922

    So war also der Boden nicht das starre, unveränderliche, tote Postament, auf dem sich der Wald als etwas von ihm zu Trennendes erhob, beide waren miteinander verbunden und beeinflußten sich in lebendiger, dauernder Wirkung gegenseitig, wie die Organe eines Organismus

    Möller, A. (1922). Der Dauerwaldgedanke. Sein Sinn und seine Bedeutung (Oberteuringen 1992): 30-1.

Dohrn-van Rossum, G. (1978). Organ, Organismus, Politischer Körper. In: Brunner, O., Conze, W. & Koselleck, R. (Eds.). Geschichtliche Grundbegriffe, vol. 4, 519-560.  

Conry, Y. (1981). Organisme et organisation: de Darwin à la génétique des populations. Revue de Synthèse 102, 291-330.

Barnes, R.D. et al. (1989). Is the Organism Necessary? Amer. Zool. 29, 1055-1197.

Duchesneau, F. (1998). Les modèles du vivant de Descartes à Leibniz.  

Cheung, T. (2006). From the organism of a body to the body of an organism: occurrence and meaning of the word ‘organism’ from the seventeenth to the nineteenth centuries. Brit. J. Hist. Sci. 39, 319-339.

Pepper, J. & Herron, M.D. (2008). Does biology need an organism concept? Biol. Rev. 83, 621-627.

Huneman, P. & Wolfe, C.T. (eds.) (2010). The Concept of Organism: Historical, Philosophical, Scientific Perspectives. Hist. Philos. Life Sci. 32, Nr. 2-3.