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purposivenessutilité (fr.); Zweckmäßigkeit (ger.)

  • The quality of parts and processes of an organism to contribute to that organism's survival and reproduction. (HWB 2011)
    purposiveness
    1784

    [Zweckmäßigkeit

    Kant, I. (1784). Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht (AA, vol. 8, 17-31): 25; id. (1785). Bestimmung des Begriffs einer Menschenrace (AA, vol. 8, 91-106): 103; id. (1786). Muthmaßlicher Anfang der Menschengeschichte (AA, vol. 8, 109-123): 116.]

    1785

    [ich muß an einem schönen Gegenstande nur um sein selbst willen Vergnügen finden; zu dem Ende muß der Mangel der äußern Zweckmäßigkeit durch seine innere Zweckmäßigkeit ersetzt sein; der Gegenstand muß etwas in sich selbst Vollendetes sein

    Moritz, K.P. (1785). Versuch einer Vereinigung aller schönen Künste und Wissenschaften unter dem Begriff des in sich selbst Vollendeten (Schriften zur Ästhetik und Poetik, ed. H.J. Schrimpf, Tübingen 1962, 3-9): 6.]

    1790
    Ein organisirtes Product der Natur ist das, in welchem alles Zweck und wechselseitig auch Mittel ist. Nichts in ihm ist umsonst, zwecklos, oder einem blinden Naturmechanism zuzuschreiben. […] Man kann […] [dieses] Princip eine Maxime der Beurtheilung der innern Zweckmäßigkeit organisirter Wesen nennen.
    Kant, I. (1790/93). Kritik der Urtheilskraft (vol. V, 165-485): 376 (§66).
    1808
    Die innere Zweckmäßigkeit ist die, daß etwas an sich selbst gegenseitig ebensosehr Zweck als Mittel, sein eigenes Produkt und dies Produkt das Produzierende selbst ist. Ein solches ist Selbstzweck
    Hegel, G.W.F. (1808ff.). Philosophische Enzyklopädie für die Oberklasse (Werke, vol. 4, Frankfurt/M. 1970, 9-69): 29 (§83).
    1826
    Er machte mich auch aufmerksam auf die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit in der Natur. Die Bäume sind grün, weil grün gut für die Augen ist. Ich gab ihm recht und fügte hinzu, daß Gott das Rindvieh erschaffen, weil Fleischsuppen den Menschen stärken, daß er die Esel erschaffen, damit sie den Menschen zu Vergleichungen dienen können, und daß er den Menschen selbst erschaffen, damit er Fleischsuppe essen und kein Esel sein soll
    Heine, H. (1826). Die Harzreise (Dichterische Prosa/Dramatisches, München 1993, 7-66): 32.
    1831

    Ein Character alles Lebendigen ist Zweckmäßigkeit. Wer da sagt, diese werde von uns in die Natur übertragen, der antworte, wie sie von uns übertragen werden könnte, wenn das Leben nicht etwas hätte, was uns zu der Uebertragung nöthigte; der erkläre, worin dieses Etwas besteht. Ein zweiter Character ist Zweckmäßigkeit für sich selber. Wir sehen nur da Leben, wo wir eine Kette von Ursachen und Wirkungen in einer gewissen Form des Daseins wahrnehmen, die sich auf sich selber bezieht. Diese Kette kann noch einen hohen Zweck außer sich haben. Aber der erste ist immer ihre eigene Erhaltung und Ausbildung. Hierin unterscheidet sich die mechanische Thätigkeit von der organischen. Der Mechanismus zerstört sich selber, indem er für den Zweck, für den er bestimmt ist, arbeitet; hingegen der Organismus hat sein Bestehen durch die ihm eigene Wirksamkeit.

    Treviranus, G.R. (1831). Die Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens, vol. 1: 8.

    1869
    [Darwins Theorie zeige] wie Zweckmäßigkeit der Bildung in den Organismen auch ohne alle Einmischung von Intelligenz durch das blinde Walten eines Naturgesetzes entstehen kann
    Helmholtz, H. von (1869). Über das Ziel und die Fortschritte der Naturwissenschaft (Philosophische Vorträge und Aufsätze, ed. H. Hörz & S. Wollgast, Berlin 1971, 153-185): 174.
    1876
    [One] must necessarily come to the conclusion that this ‘purposiveness’ no more exists than the much-talked-of ‘beneficence’ of the Creator.

    Haeckel, E. (1876). The history of Creation: or, The development of the earth and its inhabitants by the action of natural causes (transl. rev. E. R. Lankester): I, 19. (acc. to OED 2011) 

    1894
    [I]n der seelischen Struktur allein ist der Charakter der Zweckmäßigkeit ursprünglich gegeben, und wenn wir etwa dem Organismus oder der Welt Zweckmäßigkeit zuschreiben, so ist dieser Begriff nur aus dem inneren Überleben übertragen
    Dilthey, W. (1894). Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie (Gesammelte Schriften, vol. 5, Stuttgart 1982, 139-240): 207.
    1899
    Der Begriff des Organismus ist ein wesentlich teleologischer, auf den Begriff des Zwecks und der Zweckmäßigkeit gebauter, ohne den Gedanken des Zwecks unfaßbarer und undenkbarer Begriff
    Liebmann, O. (1899). Organische Natur und Teleologie. In: Gedanken und Thatsachen. Philosophische Abhandlungen, Aphorismen und Studien, 2nd issue, 230-275: 236.
    1913
    Die philosophische Bedeutung [...] der Naturzüchtung liegt darin, daß sie uns ein Prinzip aufweist, welches nicht zwecktätig ist und doch das Zweckmäßige bewirkt. Zum ersten Male sehen wir uns dadurch in den Stand gesetzt, die so überaus wunderbare Zweckmäßigkeit der Organismen bis zu einem gewissen Grade zu begreifen, ohne dafür die außernatürlich eingreifende Kraft des Schöpfers in Anspruch zu nehmen
    Weismann, A. (1902/13). Vorträge über Deszendenztheorie, 2 vol.: I, 47.
    1916
    [Da]s Wesentliche bei der Selektionstheorie [besteht] nur darin, daß durch Summation von kleinsten, durch die Natur erzeugten Zweckmäßigkeiten das größere Zweckmäßige geschaffen werden soll. Wenn kleine Organisationsvorteile im Kampf ums Dasein erhalten und summiert werden, weil sie zweckmäßig sind, so setzt Darwin die Zweckmäßigkeit als etwas schon in der Natur der Organismen vorhandenes voraus. In seiner Absicht hat es überhaupt gar nicht gelegen, das Problem der Zweckmäßigkeit, welches ebenso wie das der Kausalität ein metaphysisches ist, zu lösen.
    Hertwig, O. (1916). Das Werden der Organismen. Eine Widerlegung von Darwin’s Zufallstheorie: 689.
    1924
    wo aber die Notwendigkeit nachgewiesen ist, bleibt für die Zweckmäßigkeit kein Raum mehr
    Nordenskiöld, E.N. (1921-24). Biologiens Historia (ger. Die Geschichte der Biologie, Jena 1926): 391.
    1932
    daß der Selektionismus gar nicht die organische Ganzheit erklärt, sondern sie vielmehr in den Lebensfunktionen der Organismen schon voraussetzt. Nur dadurch, daß sie ›ganzheitserhaltende‹ oder ›dauerfähige‹ Wesen sind, können die Organismen um ihr Dasein miteinander kämpfen. Der Darwinsche Zufall bedeutet nichts anderes als den Verzicht auf die Einsicht in die Gesetze der Entwicklung der organischen ›Zweckmäßigkeit‹
    Bertalanffy, L. von (1932-42). Theoretische Biologie, 2 vols.: I, 59.
    1933
    Zweckmäßigkeit [...] [ist] eine Eigenschaft, die keinem leblosen Körper innewohnt und keinem lebenden Körper fehlt
    Wolff, G. (1933). Leben und Erkennen. Vorarbeiten zu einer biologischen Philosophie: 19.
    2003
    Perhaps the most obvious difference between the biological realm and the physical realm is the apparent purposiveness of the former
    Brandon, R. & Rosenberg, A. (2003). Philosophy of Biology. In: Clark, P. & Hawley, K. (eds.). Philosophy of Science Today, 147-180: 148.
    2011

    Die (organische) Zweckmäßigkeit ist die Eigenschaft von Teilen und Prozessen eines Organismus, einen Beitrag für das Überleben und die Fortpflanzung dieses Organismus zu leisten.

    Toepfer, G. (2011). Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe, vol 3: 786.

Spaemann, R. & Löw, R. (1981). Die Frage Wozu? Geschichte und Wiederentdeckung des teleologischen Denkens.

Engels, E.-M. (1982). Die Teleologie des Lebendigen. Kritische Überlegungen zur Neuformulierung des Teleologieproblems in der anglo-amerikanischen Wissenschaftstheorie. Eine historisch-systematische Untersuchung.

McLaughlin, P. (2001). What Functions Explain. Functional Explanation and Self-Reproducing Systems.

Toepfer, G. (2004). Zweckbegriff und Organismus. Über die teleologische Beurteilung biologischer Systeme.

Schlicht, T. (Hg.) (2011). Zweck und Natur. Historische und systematische Untersuchungen zur Teleologie.