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animal mindl’esprit des animaux (fr.); Geist der Tiere (ger.)

  • 1) The animating principle in animals, often associated with subtle particles running in their body and causing their movements.
    self-motion
    1646
    spiritus animalium est tenuissima & subtilissima animalia substantia
    Fabre, P.J. (1646). Panchymici, seu, Anatomia totius Universi Opus: 530.
    1710

    der Lebens-Geist der Thiere habe von Gott seinen Ursprung

    Petersen, J.W. (1710). Die Wiederbringung aller Dinge auß der Heiligen Schrift, vol. 3: 260.
    1725
    der Geist der Thiere und Animalien die allerdünnest und subtileste Substanz der Animalien ist/ welchen die Seele und Forma der Animalien zur Vollziehung aller ihrer Verrichtungen [functiones] gebrauchet
    Fabre, P.J. (1725). Die Universal-Chymie oder Anatomie der gantzen Welt. In: Auserlesene chymische Schrifften: 575.
    1801

    Durch die Nerven wirkt das unbekannte, empfindende Wesen, der Geist der Thiere, auf die Muskeln, deren Verkürzung und Verlängerung abwechselnde Bewegungen hervorbringt

    Batsch, A.J.G.C. (1801). Grundzüge der Naturgeschichte des Thier-Reichs, Bd. 1: 69.
  • 2) The mental capacities of animals.
    consciousness
    1717
    What a delightful Mixture this Animal’s Mind is made of
    Johnson, C. (1717). The Masquerade. A Comedy: 7.
    1779
    Wo soll dieser Geist der Thiere, welcher in ihnen Klugheit Fürsichtigkeit und viele andere wunderbare Eigenschaften sehen läßt, nach dem Tode hinkommen, wer kann ihn zerstören und zu nichte machen?
    Anonymus (1779). Hermetisches A.B.C. derer ächten Weisen alter und neuer Zeiten vom Stein der Weisen, vierter Theil: 143.
    1797
    J’appelle cette force [la force de conservation] Instinct. C’est-là l’esprit des animaux; esprit sans combinaison et sans perfectibilité; esprit sans liberté et nécessaire; esprit particulier à chaque espece, et commun, sans aucune différence, à tous les individus de la même espece; esprit qui n’a jamais pour but que la conservation de l’individu, quelles qu’en soient les diverses modifications
    Sicard, R.A. (1797). Manuel de l’enfance: 184.
    1812
    Wäre auch der Geist der Thiere einer Vervollkommung bis zur Vernunft fähig, so ist er es doch nicht, so lange er an so rauhe Sinnlichkeit gebunden ist, wie wir sie dermalen an den Thieren wahrnehmen
    Seckendorf, G.A. von (1812). Kritik der Kunst: 181.
    1815
    animal mind
    Elliotson, J. (1815/17). Notes. In: id. (ed.). J.F. Blumenbach, The Institutions of Physiology: 45f.
    1848
    l’esprit des bêtes
    Toussenel, A. (1848/84). L’esprit des bêtes; Meunier, V. [1890]. L’esprit et le coeur des bêtes
    1859
    [Es ist berechtigt,] den Instinct den unbewußten Geist der Thiere zu nennen
    Wied, H. zu (1859). Das unbewusste Geistesleben und die göttliche Offenbarung, Bd. 1: 62.
    1864
    Wir sprechen mit Recht von Thier- und Menschenseelen, nicht aber von einem Geist der Thiere. Der Geist ist etwas spezifisch Menschliches
    Rüegg, H.R. (1862/64). Grundriss der Seelenlehre: 2.
    1873
    the assumption that the mind of man differs from that of the animal only in the degree of its activity
    Wake, C.S. (1873). Man and the ape. J, Anthropol. Inst. Great Brit. Irel. 2, 315-330: 318.
    1884

    [das Seelenleben der Thiere ist nie und nimmer ein Geistesleben

    Wasmann, E. S.J. (1884). Der Trichterwickler: 116.]

    1884
    Nicht nur der Leib, sondern auch der Geist der Thiere verdankt einem allmählichen Entwickelungsprocesse seine Entstehung. Der Menschengeist ist nur eine höhere Differenzirung der Empfindung des Infusoriums
    Güttler, K. (1884). Lorenz Oken und sein Verhältniss zur modernen Entwickelungslehre. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie: 62.
    1885

    Die Vorstellungsassociation ist das sachliche oder praktische Denken, das logische Denken wäre das theoretische. Hieraus ergeben sich alle die großen Unterschiede zwischen dem Geist der Thiere und dem Geist des Menschen. a) Das Thier ist unvernünftig, der Mensch vernünftig; denn die Vernunft beruht darauf, dass das logische Denken das sachliche Denken, d.h. die Vorstellungsassociation zu controlieren und zu beeinflussen vermag, und diese Form geistiger Thätigkeit ist dem Thier versagt, weil ihm der Logos fehlt. […] b) Der Mensch hat Selbstbewusstsein, das Thier nicht. Dass das Ich sich selbst zum Object setzt, ist nur dadurch möglich, dass das Ich eine gedoppelte Existenz hat, erstens eine sachliche, zweitens eine durch ein Wort repräsentirte

    Jäger, G. (1885). Geist. In: Reichenow, A. (ed.). Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie, Vol. 3, 349-362: 359.

    1902
    Man spricht von Tierseele. […] Aber vom Geist der Tiere und Pflanzen zu reden widerspricht unserem Sprachgefühl. Seele ist der übergeordnete Begriff; Geist ist die vernünftige Seele. Geist wird dem Menschen zugeschrieben, insofern er mehr ist als ein Naturwesen, insofern er die Natur überwindet und sich über sie erhebt
    Heynacher, M. (1902). Wie spiegelt sich die menschliche Seele in Goethes Faust?: 25.
    1908
    The Animal Mind
    Washburn, M.F. (1908). The Animal Mind. A Text-Book of Comparative Psychology.
    1915

    [Es] hat der Mensch zweifellos auch seinen Geistesodem schon auf tiefster Urstufe mit eingeblasen bekommen, sofern es sich nur um Geistiges überhaupt handelte. Nun könnte man aber weiter meinen, der menschliche Geist stelle bloß eine gewisse Spezialisierung und Häufung des tierischen Geistes dar. Bekanntlich sehen wir bei gewissen Tieren selbst schon Geistesorgane, Gehirne auftreten, die auch dort auf ziemliche Häufung nach dieser Seite schließen lassen, so bei Insekten und in anderer Gestalt bei Wirbeltieren. [...] In das menschliche Gehirn ist zwar nicht etwas übernatürliches eingefahren, aber es hat ein ganz bestimmter Systemwechsel darin stattgefunden, den der einfache Begriff der Häufung nicht enthält. [...]
    Der größte und wesentliche Teil der tierischen Geistesleistung wird durchaus und nur von solchen Instinkten beherrscht, ist eingesperrt in ihren Mechanismus, so daß man sie recht eigentlich als das grundlegende geistige System aller Lebewesen unterhalb des Menschen bezeichnen kann. […]
    es [war] nun eben die Leistung des Menschenwesens, mit diesem System in entscheidender Weise zu brechen. Abgewischt erscheint im Menschengehirn die Gesetzestafel der Instinkte, – auf dem leeren weißen Blatt aber waltet als herrschend die freie Verstandeswahl des Intellekts, der lernt, beobachtet, schließt und sich entscheidet.

    Bölsche, W. (1915). Der Mensch der Zukunft: 14; 15; 16.

    2005

    [[Es gilt,] dass es keine Sache des Alles-oder-Nichts ist, ob ein Lebewesen einen Geist hat. Verschiedene Arten des Geistes […] sind denkbar. […] wie können wir das komplexe Verhalten der Tiere adäquat beschreiben und erklären, wenn wir es nicht mehr mithilfe eines koginitiven Vokabulars charakterisieren dürfen? Wie können wir es dann vermeiden, die Tiere nur noch cartesianisch als lebendige maschinen zu beschreiben? Angesichts dieses Dilemmas ist es ratsam, nicht von vornherein eine Kluft zwischen Tieren und Menschen aufzureißen und den Tieren prinzipiell einen Geist abzusprechen. Die entscheidende Frage sollte nicht lauten, ob Tiere einen Geist haben, sondern welche Art von Geist sie haben.

    Perler, D. & Wild, M. (2005). Der Geist der Tiere – eine Einführung. In: dies. (Hg.). Der Geist der Tiere, 10-74: 71; 73-4.]