Phylogenetisch ist die Lüge vorbereitet durch gewisse Reflexe und Instinkthandlungen mancher Tiere, die dazu dienen, durch einen vorgetäuschten Sachverhalt entweder das Tier seinem Verfolger zu entziehen oder das Beutetier in Sicherheit zu wiegen, – Handlungsweisen, die zwar beim Tier wohl im wesentlichen ohne Täuschungsabsicht, ja sogar ohne Täuschungsbewußtsein verlaufen, die uns aber beim Kampfe der Menschen gegeneinander mit Täuschungsbewußtsein und Täuschungsabsicht, im übrigen aber in ganz analoger Weise wiederbegegnen („Camouflage“ oder „Tarnung“).
Lipmann, O. (1927). Zur Psychologie der Lüge. In: Lipmann, O. & Plaut, P. (eds.). Die Lüge, 1-14: 9-10.