[Die] organismischen Grundtypen […] entstehen aus rein internen biologischen Ursachen. Sie beginnen als Para-, Meta- und Antibiosen, führen gelegentlich zu echten Symbiosen und noch seltener zu wirklichen organismischen Synthesen. Seit langem macht uns die Natur u.a. ein derartiges Experiment an den Flechten, in denen wir aus den verschiedenen Typen Alge und Pilz einen neuen Typus entstehen sehen, vor. Hier haben wir noch alle Stadien und Übergänge von den primitivsten Parasitosen über vollendete Symbiosen bis zu schon fast echten Synthesen (Cladonien). In dieser Weise stelle ich mir jeden organismischen Haupttypus als durch Synthese zustandegekommen vor, seine Organe und Organsysteme sind als Komponenten (Holobionten) der Synthese (Holobiose) die Repräsentanten ehemaliger Symbionten und noch ehemaligerer selbständiger Organismen.
Result of Your Query
holobiosisHolobiose (ger.)
-
The phylogenetic process of complex organisms emerging out of the symbiosis of formerly independent organisms.
- 1942
-
Meyer-Abich, A. (1942). Kant und das biologische Denken. Acta Biotheoretica 6, 185-210: 201-2.
- 1943
-
Der Unterschied der hier vertretenen Evolution der Organismen auf Grund von Eogenese und Holobiose gegenüber der herrschenden epigenetischen Deszendenztheorie beruht […] darauf, dass wir von neu entstandenen ganzheitlichen Potenzgefügen als den Quellen, aus denen neue natürliche Gruppen eogenetisch entspringen, ausgehen, während die herrschende epigenetische Deszendenztheorie von fertigen adulten Formen ihren Ausgang nimmt. Wir brauchen keine missing links und keine hypothetischen Ur-Stammformen, ebenso wenig haben wir es nötig, unmögliche Umkonstruktionen aus einem Umwelttyp in den anderen vorzunehmen. […]
Neuschöpfungen von Architypen durch Holobiose, also Typensynthesen, finden im Eulitoral heute vermutlich nicht mehr statt. Alle heute vorhandenen Architypen sind vermutlich schon im Urbiotop durch Holobiose entstanden.Meyer-Abich, A. (1943). Beiträge zur Theorie der Evolution der Organismen. I. Das typologische Grundgesetz und seine Folgerungen für Phylogenie und Entwicklungsphysiologie. Acta Biotheoretica, 7, 1-80: 61; 72.
- 1948
-
Kurz gesagt behauptet die Theorie der Hologenese […], daß alle höheren und komplizierteren Organismen durch biontische Prozesse, also durch Parabiosen, Antibiosen, Symbiosen und schließlich durch Holobiosen aus einfacheren und niedrigeren Organismenformen hervorgegangen sind. Das bedeutet also anders ausgedrückt, daß die Organe und Organverbände der höheren Organismen ursprünglich einmal aus früher selbständigen Organismen entstanden sind. Diese Organismen wurden aus selbständigen Wesen zunächst zu Symbionten und schließlich zu Holobionten und endlich zu echten Organen.
Meyer-Abich, A. (1948). Naturphilosophie auf neuen Wegen: 237.
- 1950
-
Typensynthese durch Holobiose [...] [Die Frage ist,] auf welche Weise denn überhaupt pluripotente, mehrere ganzheitlich mögliche Typen enthaltende organismische Anlagen zustandekommen können? Unsere Antwort wird lauten: durch Typensynthese auf Grund von Holobiose. […] Symbiosen sind Summen, Holobiosen aber echte neue Ganzheiten aus zwei oder mehr verschiedenen Organismen. […] Während Symbionten stets noch selbständige Organismen sind, sind Holobionten nur noch Glieder eines sie tragenden und leitenden übergeordneten Organismus.
Meyer-Abich, A. (1950). Beiträge zur Theorie der Evolution der Organismen. II. Typensynthese durch Holobiose: 14-5; 28; 40.
- 1965
-
The larger part of the eighth chapter is devoted to the development of Meyer-Abich’s hypothesis of holobiosis. He somewhat cautiously says (p. 139), “I risk the hypothesis that all real organismic (and that means holistic) structures inside the nuclei as well as insidethe plasmas are nothing but holobiontic organells, phylogenetically descended from former symbionts.”
Ehrle, E.B. (1965). [Rev. Meyer-Abich, A. (1964). The Historico-Philosophical Background of the Modern Evolution-Biology]. Evolution 19, 575-577: 576.
Baedke, J., Fábregas‐Tejeda, A. & Nieves Delgado, A. (2020). The holobiont concept before Margulis. Journal of Experimental Zoology Part B. Molecular and Developmental Evolution 334, 149-155.